Depressionen: Eine Stunde Sport pro Woche beugt vor
Sport zur Prävention von Depressionen
In den eigenen vier Wänden fällt einem schnell die Decke auf den Kopf – besonders dann, wenn sich kein Anlass bietet, das Haus zu verlassen. Doch gerade Sport ist ein sehr guter Anlass. Idealerweise trifft man sich mit Gleichgesinnten zum Joggen, Wandern, Walken oder Fitness-Training. Im Nu sind die trüben Gedanken verschwunden und die Gefahr, je eine Depression zu entwickeln ebenfalls.
Zu genau diesem Schluss kamen Forscher der University of New South Wales Anfang Oktober 2017. Ihre Studie wurde im Magazin American Journal of Psychiatry veröffentlicht. Darin erläutern sie, dass schon wenig Sport vor Depressionen schützen könne und die geistige Gesundheit deutlich verbessere – ganz gleich ob Mann oder Frau und ganz gleich, wie alt man ist.
Eine Stunde Sport pro Woche zeigt bereits präventive Wirkung
Zum Einsatz kam die grösste und umfassendste Studie zu diesem Thema, die Health Study of Nord-Trøndelag County, auch als HUNT Study bezeichnet. Fast 34.000 norwegische Erwachsene hatten über 11 Jahre hinweg daran teilgenommen. Es zeigte sich, dass 12 Prozent aller Fälle mit Depressionen verhindert werden könnten, wenn die Betroffenen wenigstens eine Stunde Sport pro Woche treiben würden – wobei es irrelevant ist, ob es sich um intensiven oder weniger intensiven Sport handelt.
Andere mögliche Einflüsse auf das Risiko für Depressionen wurden in der Studie berücksichtigt, wie z. B. der BMI, körperliche Krankheiten, die familiäre Situation oder der gesellschaftliche Status usw.
Sport: Wichtig in Therapie und Prävention
„Wir wissen schon seit einiger Zeit, dass Sport eine wichtige Rolle in der Therapie von Depressionen spielt. Jetzt aber konnten wir zum ersten Mal das präventive Potential körperlicher Aktivitäten nachweisen und konkretisieren, wie viel Sport nötig ist, um das Risiko zu mindern, je depressiv zu werden“, sagte Studienautor Professor Samuel Harvey.
„Unsere Erkenntnisse sind faszinierend, da sie zeigen, dass für die erforderliche sportliche Betätigung schon ein geringer Zeitaufwand ausreicht – nur eine Stunde pro Woche – um einen signifikanten Schutz vor Depressionen zu erzielen.“
Kein Sport: 44 Prozent höheres Risiko für Depressionen
Wer keine sportlichen Ambitionen hege, habe hingegen ein um 44 Prozent höheres Risiko, Depressionen zu bekommen, als Menschen, die ein bis zwei Stunden pro Woche Sport treiben – so Professor Harvey.
„Zwar versuchen wir noch herauszufinden, warum Sport diese schützende Wirkung verursacht, wir vermuten jedoch, dass es der kombinierte Einfluss der verschiedenen körperlichen und auch sozialen Vorteile ist, den Sport gemeinhin mit sich bringt.“
Leider zeigte sich, dass eine Stunde Sport pro Woche noch nicht ausreicht, um auch Angstzustände zu verhindern. Vielleicht müsste es dazu dann doch etwas mehr Bewegung sein, denn auch täglich eine Stunde Bewegung ist im Allgemeinen problemlos machbar.
Sitzender Lebensstil: Mitursache für Depressionen
Gemäss einer grossen Umfrage in Australien (Australian Health Survey) lehnen 20 Prozent aller australischen Erwachsenen Sport kategorisch ab – und mehr als ein Drittel verbringt weniger als 1,5 Stunden pro Woche mit Sport. Angesichts der oben genannten Studienergebnisse verwundert es somit nicht, dass rund eine Million Australier an Depressionen leiden und jedes Jahr einer von fünf Menschen (zwischen 16 und 85 Jahren) die Diagnose einer psychischen Störung erhält.
„Wir entdeckten, dass die vorteilhaften Auswirkungen von Sport auf die Psyche bereits in der ersten Trainingsstunde der Woche beobachtet werden können“, erklärt Professor Harvey. „Da der sitzende Lebensstil jedoch immer mehr zur Norm wird und gleichzeitig die Zahlen der Depressiven steigen, sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass schon geringe Lebensstiländerungen signifikante Vorteile für die Psyche mit sich bringen können.“
Sport sollte zur Prävention und Therapie von Depressionen integriert werden
„Sport sollte daher in jedes individuelle Gesundheitsprogramm bei psychischen Beschwerden integriert werden, aber auch in öffentlichen Kampagnen zur Prävention und Therapie von Depressionen konkret erwähnt und empfohlen werden. Denn wenn wir es schaffen würden, dass sich die Bevölkerung nur ein bisschen mehr bewegt, dann würde dies natürlich nicht nur die seelische Gesundheit ganz enorm verbessern, sondern auch das körperliche Wohl.“
Ebenfalls im Jahr 2017 hatte sich in einer Studie gezeigt, dass sich mit einer Ernährungstherapie Depressionen bessern lassen. Wir berichten hier darüber: Ernährungstherapie bei Depressionen und hier: Ernährungstipps gegen Depressionen