Fernsehen macht dick, dumm, faul, träge, einsam – nicht selten auch kriminell
Fernsehen schadet nicht nur der Entwicklung von Schülern, es hinterlässt auch lebenslange Spuren. Kinder, die in jungen Jahren zu häufig die Glotze als Unterhaltungsmittel nutzen, ernten schlechtere Noten, neigen zu Übergewicht und brechen häufiger die Schule ab als ihre Altersgenossen, die weniger Zeit vor dem TV verbringen.
_ von Wolfgang Eggert
Einer neuseeländischen Langzeitstudie zufolge laufen chronische Couchpotatoes zudem Gefahr, als Heranwachsender kriminell zu werden. „Die Wahrscheinlichkeit, bis zum jungen Erwachsenenalter verurteilt zu werden, steigt mit jeder Stunde, die ein Kind an einem normalen Wochenabend vor dem Fernseher verbringt, um jeweils 30 Prozent“, heißt es einer Studie, die das US-Magazin Pediatricsveröffentlicht hat. Und der Focus schrieb bereits 2013: „Zu viel TV bringt Kinder später in den Bau.“
Starker Tobak! Die abstumpfende Wirkung der bereits vor PrimeTime überhand nehmenden Gewaltbilder dürfte hier traurige Wirkung entfalten. Hinzu kommen die Heroisierung von Halbweltgestalten wie Zuhälter, Gangster-Rapper oder Antifa-Haudraufs, das Verharmlosen von Verbrechen wie Drogen- und Menschenhandel oder das Auflösen moralischer Grenzen wie BDSM [salopp Sadomasochismus]und Ehebruch. Sie werden heute regelrecht beworben und haben auf asozialen Netzwerken eine einträgliche Industrie nach sich gezogen. Die auch medial geförderte Frühsexualisierung von Kindern sorgt zu guter Letzt dafür, dass bereits die Kleinsten zeitig wissen, wo der Hammer hängt und wie dieser möglichst verantwortungslos zu schwingen ist. All das ist beinahe täglich quer durch die Programme zu beobachten, bis hinein ins Kinderfernsehen.
Das aber ist nur die sichtbarste Oberfläche, die uns die menschliche Entkernung der landläufigen Couchpotatoe erklären mag. Darunter, mithilfe der technischen Waffenkammer der Television, finden meist erheblich subtilere Beeinflussungen statt, die ebenso subtile Langzeitschäden bereithalten. Wie und womit hier der kurzweilige Weg aus dem bequemen Fernsehsessel zum nahezu unauffälligen Asozialen geebnet wird, zeigt die nachfolgende Neun-Punkte-Liste. Für Kinder habe ich zur TV-Entwöhnung oder Prävention fallweise entsprechende Übungen beigestellt. Dem Erfindungsreichtum der Eltern sind hier keine Grenzen gesetzt.
1. Bücherlesen und Geschichtenhören schafft Kopfkino-Fantasie, TV raubt diese.
ÜBUNG mit Kindern: Durchführen eines direkten Nacheinander-Vergleichs TV versus Vorlesen. Frage: Was hast Du beim Lesen/Vorlesen gesehen (jeder hat andere Bilder „vor Augen“ gehabt), was beim TV-Film (jeder sieht völlig unreflektiert dasselbe) anders ist.
2. Man macht Dir ein schlechtes Gewissen, um Dir etwas zu verkaufen, ohne dass Du´s merkst.
Die Fernsehsender gehören aber nicht dem Nikolaus, sondern Personen/Gruppen, die Dir das Gesehene nicht umsonst herschenken. Ohne dass Du das merkst, versuchen sie Dir immer auch etwas zu VERKAUFEN: Produkte oder ihre Meinung. Dabei wird oft auf Druck und auf ein schlechtes Gewissen gesetzt, das man Dir einzureden sucht. Auf der „politischen“ Ebene sagen Dir die Macher: „Bist Du so (oder so nicht), dann bist Du böse und wirst keine Freunde haben.“ Auf der Produktebene sagen sie Dir: „Hast Du dies oder jenes nicht, dann bist Du nichts wert. Kaufe es, und alle werden Dich toll finden.“ Unglücklichsein ist der Marketinginhalt – mal als Voraussetzung zum Konsum, mal als Drohung zum gesellschaftlichen Verhalten.
Der Angriffspunkt sind dabei nicht nur Erwachsene, sondern ist vor allem auch der Nachwuchs, noch bevor er flügge geworden ist. „Für die Konsumgüterindustrie gibt es überhaupt nichts Erstrebenswerteres als Kinder, die häufig fernsehen. Es geht darum, dem Kind so früh wie möglich Konsumgeflogenheiten und Markenpräferenzen einzuimpfen, die es bis ins hohe Alter beibehalten soll“, schreibt Christiane Kutik, Trainerin für pädagogische Fachkräfte. Was das Ganze aus politischer Sicht noch bedenklicher macht, ist die Tatsache, dass die Medienkonzentration in der Hand einiger Weniger trotz vielschichtigen Angebots zur Gleichschaltung der öffentlichen Wahrnehmung führt. Kaum mehr als ein Dutzend Privatunternehmer und einige auserwählte Politiker bestimmen in Deutschland darüber, was durch die Medien, auch durch das Fernsehen, in die Haushalte getragen wird. Die Strippenzieher unserer Meinung hängen über Mitgliedschaften in völlig gleichtickenden ThinkTanks und Lobbygruppen wie Atlantikbrücke, Aspen, Trilaterale, German Marshall Fund et cetera ihrerseits an Fäden, die an einem einzigen Pult zusammenlaufen. Nurmehr zwei auf das Engste verzahnte Familien schwingen hier den Taktstock: Die Rockefellers und die Warburgs, milliardenschwere, kooperierende US-Unternehmer, die seit Generationen politischen Einfluss ausüben und ihre radikale Globalisierungs-Agenda spürbar in die Medienerziehung tragen.
Deutschland hat 350 Tages- und 24 Wochenzeitungen, 245 Radiostationen, 53 TV-Sender. Praktisch alle diese Meinungsmaschinen vertreten dieselben Feindbilder: Putin, Russland, Trump, Rechts-/Linkspopulismus, wechselnde NATO-Kriegsgegner. Sie bewerben das Ideal der Globalisierung: EU, Euro, Rettungsschirme, ttip, Multikultur – offene Lügen eingeschlossen und sogar Gesetzesbrüche verteidigend. Diese Propaganda-Linie findet inzwischen auch Eingang ins Kinderprogramm wie bei KiKa, wo sie mit Genderismus und Frühsexualisierung zusätzlich angewürzt wird.
Merke: Werte, Botschaften und Glaubensrichtungen, die durch die Massenmedien ausgestrahlt werden, beeinflussen maßgeblich, was von der großen Mehrheit der Konsumenten gekauft, gedacht und getan wird. Der Fernseher will… DICH! Als Kunden oder als gefügigen Soldaten. Nicht als selbstbestimmten General.
ÜBUNG mit Kindern: Zusammen Werbung und eine exemplarische Kinder-Erziehungs-Sendung ansehen und aufzeigen, wie subtil Meinung gemacht wird. Dabei auch Einzelbilder, Darstellerauswahl, Aussagen, Schnitte, Kamerafahrten und Musiken einbeziehen. Miteinander besprechen, welche Produkte und politischen Inhalte bei gleichaltrigen Freunden an- und abgesagt sind und hinterfragen, warum das so ist.
3. Schnelle Bildfolgen und Informationsüberflutung machen Dich passiv und denkfaul
Das Betrachten von schnellen Bildfolgen bannt den Zuschauer in einer Art Trance. Das Gehirn wird dadurch einseitig beansprucht. Immer wieder die gleichen Gehirnzellen werden aktiviert und die übrigen Zellen – etwa für das aktive, kreative Denken – liegen brach und verkümmern mit der Zeit. Zusatzproblem: Neben den schnellen Schnitten verringert auch die Vielfalt des Fernsehangebots unsere Aufmerksamkeitsspanne. Übermäßiger, unterhaltungsorientierter Fernsehkonsum wirkt sich daher gerade bei Kindern sehr nachteilig auf das Lernvermögen aus.
4. Fernsehen stresst und raubt Energie
Dass Du vor dem Fernseher entspannst, ist aus den unter 3. genannten Gründen nichts weiter als ein Mythos und eine Ausrede der Medien-Macher. Vor der Glotze kommt definitiv niemand zur Ruhe. Die TV-Unterhaltung zielt auch gar nicht darauf ab. Anstatt den Verstand in friedliche Gelassenheit zu überführen, will die Bewegtbildindustrie (An-)Spannung liefern, dazu „Kicks“, die nach „mehr“ verlangen und wie eine Droge immer wieder nachgereicht werden. Es ist dieses atemlose, widernatürliche Bombardement mit Eindrücken, das dazu führt, dass Fernsehen vor allem eines tut: Es stresst.
ÜBUNG mit Kindern: Durchführen eines direkten Nacheinander-Vergleichs TV vs. Vor/Lesen bei Kerzenlicht. Hier empfiehlt sich TV-seitig vor allem ein hektisches Vielschnitt-Format mit Musiken und verhärtenden Bildern. Die mentalen (Nervosität vs. Ruhe) und körperlichen Folgewirkungen (harter vs. entspannter Körper) werden hinterher ebenso verglichen wie der Zeitrahmen, den es hinterher bis zum Einschlafen braucht. Gleichzeitig, das ist ausdrücklich gewünscht, fixiert die Berieselung den gebannten Zuschauer auf dem Fernsehsessel und macht ihn inaktiv. Fühlst Du Dich motiviert, voller Energie und Tatendrang, wenn Du vor der Mattscheibe hängst? Nein? Das bedeutet: Fernsehen raubt Dir Deine Energie.
5. Du wirst wie ein Raucher oder Alkoholiker süchtig gemacht
Fernsehen hält Dich beim Fernsehen. Jeder Sender will seine Kundschaft „im Laden“ halten wie ein Drogendealer den Süchtigen an der Nadel. Hierzu wird von der Unterhaltungsindustrie eine Vielzahl von Tricks eingesetzt. Das beginnt bei der Gestaltung der Übergänge von einer Sendung zur nächsten, die bereits in der alten mit viel Brimborium die nachfolgende ankündigen. Auch in Serienformaten wenden kluge Drehbuchautoren psychologische Trigger an, die uns dazu veranlassen, die nächsten Folgen anzusehen.
6. Fernsehen verengt Dich
TV-Konsum legt Deine reichen Körperfunktionen lahm: riechen, schmecken, berühren, fühlen, selbst sprechen. Der Fernseher bietet Dir nichts davon an. Er nimmt Dir sogar die Sinneswahrnehmungen, während Du in die Röhre starrst. Probier´s selbst aus: Schalte mal morgens als erstes die Flimmerkiste an – und Du siehst die Sonne nicht aufgehen. Frühstücke bei laufendem Programm – Du schmeckst nur die Hälfte und wirst Dich hinterher vermutlich nicht einmal mehr daran erinnern, was Du gegessen hast. Verfolge einen Film auf Deinem Smartphone, während Du im Garten sitzt, und Du hörst die Vögel nicht ihr Lied anstimmen. All diese verpassten Möglichkeiten, mit denen Du Schindluder treibst, sind keine Selbstverständlichkeiten: Die Stummen können sich nie mit ihrem besten Freund unterhalten, die Gelähmten werden nie mit dem Fahrrad zum Fußballplatz strampeln. Daher: Schätze Deine Befähigungen. Und benutze sie.
Es gibt Mönche, die daraus regelrechte Übungen machen. In einigen Klöstern Europas wird über lange Zeit geschwiegen: Damit will man nicht nur zur inneren Ruhe kommen, sondern auch die Schönheit der eigenen Stimme und des gesprochenen Wortes am Ende der Probezeit mit ganzer Frische neu erfahren. Zen-Priester in Japan binden sich freiwillig die Beine, um wieder in den vollen Genuss des Gehens zu kommen. Beides, schweigen und sitzen, tust Du auch, täglich vor dem TV, nur eben unbewusst und damit ohne Ziel und Lerneffekt. Es ist somit verschenkte Zeit.
ÜBUNG mit Kindern: Das Vorleseprogramm mit einer Massage oder Streicheleinheit verbinden. Motto: „Das kann der Fernseher nicht!“
7. Glotzen ist inaktives Nehmen. Ohne aktives Geben, ohne Austausch fehlt da aber was
Frage Dich einmal, welche spielerischen Möglichkeiten Dir der Fernseher einräumt: gar keine. Deine körperliche Bewegung wird auf Null reduziert, Deine geistige meist ebenfalls, da der TV-Apparat Dich kaum zum eigenständigen Denken erzieht. Kommunikation findet nicht statt. Die Mattscheibe redet zu Dir. Was Du davon hältst oder dazu sagst, hört und interessiert sie nicht.
ÜBUNG mit Kindern: Nacheinandervergleich TV-sehen – miteinander spielen. Und MERKE: Fernsehen ist die passivste „Aktivität“ überhaupt. Sinnliches (Er-)Leben, das darunter verloren geht, ist das genaue Gegenteil.
8. Du verlierst Zeit für Dein Besser-Werden und Besser-Sein
Abgesehen vom Rundfunkbeitrag zahlst Du einen viel höheren Preis, nämlich den Deiner Zeit.
Werde Dir bewusst, wie viele Stunden Du täglich in die Glotze schaust. In dieser Zeit könntest Du etwas ganz anderes machen. Zum Beispiel einen Schritt näher an Deine Träume und Ziele kommen. Du könntest Dich als Maler versuchen, ein Musikinstrument lernen, Sport treiben… Viel TV-Konsum zeigt, dass Du ein Langweiler ohne Ziel bist: Warum entscheiden sich die meisten Menschen fürs Fernsehgucken? Traurig aber wahr: Es ist pure Langeweile. Die meisten Menschen haben keine wahre Leidenschaft, etwas, wofür sie brennen. Sie haben keine Ahnung, was sie mit ihrer Zeit anstellen sollen.
ÜBUNG mit Kindern: Nebeneinander-Vergleich. Eine Gruppe schaut TV-Dokus über Baumhäuser. Die andere stellt sich selbst eine solche Hütte auf.
9. Du verlierst Zeit für andere Menschen
a) Fernsehen vermindert die Kommunikation mit Lebensgefährten und in der Familie
Wenn die Bewohner eines Hauses, alleine oder gemeinsam auf den Bildschirm starren, dann sind sie im Prinzip abwesend: Das Miteinander-Sein wird gedanklich und sprachlich gestört oder ganz unterbunden. Reißt das in einem „Fernseh-Haushalt“ ein, wird es zur lieben Gewohnheit, dann erwächst daraus eine echte Beziehungs-Gefahr.
b) Fernsehen unterstützt Einsamkeit
In Deutschland leiden immer mehr Menschen unter Vereinzelung – ein Missstand, der durch „die Kiste“ noch unterstützt beziehungsweise verlängert wird, da diese uns eine Gesellschaft vorgaukelt, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist. So vergisst der Zuschauer vor dem Gerät seine Einsamkeit. Sie wird verdrängt. Das lässt viele Menschen träge werden für die Pflege lebendiger Beziehungen außerhalb der Flimmerkasten-Welt. Statt unter Menschen zu gehen, zieht man sich lieber in die eigenen vier Wände zurück.
Ein weiterer Vereinsamungs-Booster ist das Internet mit seinen sozialen Netzwerken, die in Wirklichkeit das Gegenteil von echter Sozialität bieten. Bestes Beispiel sind die Scheinfreundschaften auf Facebook, die nur in Ausnahmefällen real durchlebt werden. Hunderte „Friends“ zu haben und trotzdem mutterseelenallein zu sein, ist in der Welt der virtuellen Medien alles andere als selten.
Handys und I-Phones verstärken diese absurde Perversion moderner „Gemeinschaft“ zusätzlich. Zur eigenen Prüfung empfiehlt sich ein Rundblick in einem morgendlichen Schulbus. Das fröhliche Geschnatter, welches man hier noch vor 20 Jahren unter den Steppkes vernehmen konnte, ist erstorben. Alles glotzt nur noch aufs eigene Smartphone, Gespräche oder der Genuss des Augenblicks sind passé. Wie bedauerlich diese durch Medien und Fernsehen hervorgerufene Entfremdung ist, mag der beurteilen, der die Chance nutzt, die Höhen und Tiefen eines Mitmenschen zu erkunden: In sein Herz zu gelangen, seinen Verstand auf die Probe zu stellen, Interessen zu teilen. Aber das wäre gegen den Trend. Das virtuelle „Lebens“-Programm erscheint da spannender.
Das Resultat der vorangegangenen neun Punkte: Fernsehen schadet der Familie und dem Beziehungsleben, es macht einsam und (denk-)faul, es stresst, verengt die Erlebniswelt, macht süchtig, hält vom Vorankommen ab, untergräbt Kreativität und Fantasie, verringert die Aufmerksamkeit, manipuliert und fördert Passivität. Jeder einzelne dieser Punkte führt nachgewiesenermaßen zum Unglücklichsein. Halten wir das im Gedächtnis, wenn unsere Hand zur TV-Fernbedienung oder zu Tablet und Smartphone greift – vor allem, wenn Kinder in der Nähe sind.
Quelle: Fernsehen macht dick, dumm, faul, träge, einsam – nicht selten auch kriminell