Narben entfernen

Narben werden oft als optisch störend empfunden. Doch es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um Narben beinahe zum Verschwinden zu bringen oder ihr Erscheinungsbild zumindest deutlich zu verbessern. Entscheidend ist, sich für die individuell richtige Narbenbehandlung zu entscheiden.

Was ist eine Narbe?

Oberflächliche Wunden wie etwa ein Kratzer heilen narbenlos ab. Das geschädigte Gewebe wird innerhalb weniger Tage wiederhergestellt. Werden aber die Lederhaut und tiefere Hautschichten verletzt, entsteht eine Narbe.

Die zerstörten Hautzellen werden durch Narbengewebe (faseriges Bindegewebe) ersetzt, das allerdings im Vergleich zur gesunden Haut nicht ganz so funktionsfähig ist und daher häufig als minderwertig bezeichnet wird.

Kleine Vernarbungen sind harmlos und werden kaum wahrgenommen. Größere Exemplare können aber sowohl ästhetische und in Folge psychische als auch funktionelle Beeinträchtigungen verursachen. Darum ist es besonders wichtig, der Narbenbehandlung die nötige Aufmerksamkeit zu schenken – und zwar so früh wie möglich!

Was unterscheidet Narben von normaler Haut?

Vernarbtes Gewebe unterscheidet sich in Hinblick auf die Funktionalität und das Aussehen von normaler Haut.

Das vernarbte Gewebe ist weniger elastisch, was zu unangenehmen oder schmerzhaften Einschränkungen in der Beweglichkeit führen kann. Es erreicht nur maximal 70 Prozent der mechanischen Belastbarkeit von normaler Haut und hat keine Haarfollikel und auch keine Talg- und Schweißdrüsen.

Narbengewebe hat zudem oft beschädigte Sinneszellen, was sich durch Taubheitsgefühle bemerkbar macht.

Da es auch kaum oder gar keine pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) aufweist, ist es besonders empfindlich gegen UV-Strahlung. Aus diesem Grund ist es ratsam, vernarbtes Gewebe vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, idealerweise mit einer Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50+).

* Hier erhalten Sie z. B. eine entsprechende Sonnencreme.

Das Erscheinungsbild von Narben

Faktoren, die das Aussehen von Narben beeinflussen, sind u. a. (5) die Art der Entstehung, also die Art der Verletzung und die Größe und Lage der Verletzung,. Auch der Verlauf der Wundheilung und die Narbenbehandlung sind entscheidend.

Dazu kommen das Alter und die Genetik des Patienten und seine Hautbeschaffenheit (dickere und talghaltigere Haut ist oft stärker geschwollen, was die Vernarbung verlängert).

Auch eine zu frühe Belastung oder zu lange Schonung der Narbe können ihr Aussehen maßgeblich beeinflussen.

Wenn die Wundheilung optimal verläuft, sehen Vernarbungen flach und blass aus und fühlen sich weich an. Juckreiz, Rötungen und Verwachsungen bleiben aus.

Treten aber Störungen auf, weicht das Erscheinungsbild deutlich ab. Narben können tief eingesunken sein oder sich stark von der Hautoberfläche abheben und wuchern.

Welche krankhaften Narbentypen gibt es?

Es wird bei vernarbtem Gewebe zwischen 4 krankhaften Typen unterschieden:

1. Atrophe (eingesunkene) Narben

Atrophe, also eingesunkene Vernarbungen entstehen, wenn sich bei der Heilung der Wunde zu wenig Bindegewebe bzw. Kollagen bildet. Die Wunde ist somit nicht komplett ausgefüllt. Ein gängiges Beispiel sind Akne- und Windpockennarben.

Entzündungen, Infekte sowie besonders tiefe Verletzungen begünstigen die Entstehung von atrophen Narben.

2. Hypertrophe (wulstige) Narben

Verschiedene Narbenarten© zdg

Bei hypertrophen Narben passiert das Gegenteil. Hier kommt es zu einer zwar vorübergehenden, aber übermäßigen Kollagenbildung. Das vernarbte Gewebe wird daher dick und wulstig.

Das wulstige Gewebe bleibt dabei aber auf den ursprünglichen Wundbereich begrenzt (im Gegensatz zu Keloiden – siehe 3.).

Hypertrophe Vernarbungen können sich mit der Zeit zurückbilden und wieder flacher werden. Sie lassen sich auch durch Narbenpflege sehr gut beeinflussen (ebenfalls im Gegensatz zu Keloiden).

Ursachen sind Entzündungen während der Heilung oder auch eine ständige Spannung auf der Wunde (z. B. wenn die Verletzung an einem Gelenk ist). Tiefe und großflächige Verletzungen erhöhen ebenfalls die Wahrscheinlichkeit für den hypertrophen Typ.

Typische Beispiele sind Verbrennungsnarben. Aber auch nach manchen OPs kann es zu dieser hypertrophen Gewebestörung kommen.

3. Keloide (wuchernde Narben)

Bei Keloiden handelt es sich oft um eine erblich bedingte Überreaktion der Haut (unkontrollierte Kollagenproduktion) auf Verletzungen. Das vernarbte Gewebe wächst hier über den ursprünglichen Wundbereich hinaus.

Keloide sind zuerst rot, dann werden sie dunkelrot und fest. Sie bilden sich nicht von selbst zurück und können auch schmerzen oder jucken. Selbst nach operativer Entfernung der Wucherungen besteht ein hohes Risiko, dass das Keloid erneut nachwächst.

Die Ursachen sind schwer auszumachen. Oft liegt eine verzögerte oder gestörte Wundheilung mit Infektionen vor. Auch hormonelle Einflüsse können entscheidend sein, so dass Keloide auch in der Pubertät und Schwangerschaft bevorzugt auftreten können.

Keloide kommen häufig nach OPs, aber auch bei Ohrlöchern und Piercings vor. Es müssen also keine großen Wunden sein. Sogar nach Impfungen können sich Keloide bilden.

4. Kontrakturen (zusammenziehende Narben)

Wenn sich eine Narbe während der Heilung zusammenzieht und die Haut an dieser Stelle schrumpft, spricht man von Kontrakturen. Sie sind hart und unelastisch.

Sie ziehen am übrigen Gewebe und können daher nicht nur Bewegungseinschränkungen verursachen, sondern auch zu Spannungsgefühlen und – im Gesicht – zu eingeschränkter Mimik führen.

Zu den Ursachen von Kontrakturen zählen die folgenden:

Fehlende Bewegung

Fehlende Bewegung während der Heilung führt zu Verkürzungen im vernarbten Gewebe.

Tiefe Verletzungen oder Verbrennungen

Je tiefer die Wunde ist, desto größer ist das Risiko einer Kontraktur.

Ungünstige Heilungsbedingungen

Infektionen oder eine schlechte Hautpflege können das vernarbte Gewebe verhärten.

Ungünstige Lage der Verletzung

Verletzungen, die in Körperregionen mit starker Hautspannung liegen (z. B. an Gelenken), sind besonders anfällig für Kontrakturen.

Typische Beispiele sind Verbrennungen, OPs an Gelenken oder großflächige Verletzungen.

Wie lange dauert die Vernarbung?

Die Bildung des vernarbten Gewebes verläuft langsam. Abhängig vom Gewebe- und Narbentyp kann es Jahre dauern, bis die Vernarbung abgeschlossen ist.

Oft wird vernarbtes Gewebe gar nicht behandelt. Erst wenn es zu Problemen bei der Narbenbildung kommt, wird gehandelt. Häufig vergehen Monate, bis dann eine Behandlung eingeleitet wird.

Dabei könnte ein frühzeitiges Eingreifen eine krankhafte Narbenbildung nicht nur abmildern, sondern sogar verhindern (2).

Die Behandlung von Narben

Narbenbehandlung© istockphoto.com/Suwiwat Hongsombut

Entsteht eine Wunde bei einer OP, achten Chirurgen auf eine exakte Schnittplanung und einen sorgfältigen Wundverschluss, um die Entstehung unansehnlicher Vernarbungen zu verhindern.

Wird eine Wunde z. B. durch eine schwere Verbrennung verursacht, gestaltet sich dieses Vorhaben schon schwieriger.

In jedem Fall beginnt der optimale Start in die Narbenbehandlung unmittelbar mit der Erstversorgung der Wunde.

Es ist essentiell, dass die Wundversorgung einwandfrei steril erfolgt und weder Zug noch Spannung auf die Wundränder ausgeübt werden.

Vernarbungen heilen besser, wenn einem Feuchtigkeitsverlust entgegengewirkt wird.

Das Narbenbild kann im gesamten Zeitraum der Wiederaufbauphase, also bis zu 2 Jahre positiv beeinflusst werden. Je früher mit einer regelmäßigen Behandlung begonnen wird, desto besser ist das Ergebnis.

Zur Behandlung gibt es diverse chirurgische und nichtchirurgische Möglichkeiten. Die geeignete Behandlung richtet sich u. a. nach der Lage, Qualität, Größe und dem Alter des vernarbten Gewebes, dem Typ (atroph, hypertroph,…) sowie der Krankengeschichte und den Erwartungen des Patienten (2).

Pflegeprodukte im Überblick

Für die Narbenpflege und -behandlung gibt es unterschiedliche Produkte zum Auftragen: Cremes, Salben, Gele und Pflaster. Achten Sie unbedingt darauf, ob das jeweilige Narbenpräparat auch angewandt werden kann, wenn die Wundheilung noch nicht komplett abgeschlossen ist oder ob die Verletzung bereits krustenfrei verheilt sein muss!

1. Cremes

Cremes bestehen aus einem fetten und einem wässrigen Teil. Sie lassen sich gut und großflächig auf der Haut verteilen, ziehen schnell ein und eignen sich auch bei nässenden Wunden.

2. Salben

Salben haben einen hohen Fettanteil und ziehen deshalb langsamer ein als Cremes. Sie eignen sich vordergründig für trockene Wunden. Narbensalben massiert man sanft in die Haut ein, um die Durchblutung zu fördern und die Wirkstoffaufnahme zu steigern.

3. Gele

Gele sind fettfrei und haben einen hohen Wassergehalt. Sie wirken feuchtigkeitsspendend, kühlend und helfen z. B. gut bei Brandwunden. Silikongel eignet sich optimal für die Narbenbehandlung. Es trocknet rasch und bildet auf dem vernarbten Gewebe eine Schicht, die luftdurchlässig, flexibel und wasserfest ist. Die Anwendung erfolgt meist 2-mal täglich.

Studien zufolge wirken Silikongele oft besser, wenn sie pflanzliche Wirkstoffe wie z. B. Zwiebelextrakt oder Aloe vera enthalten(13).

Im Vergleich zu Silikonpflastern (siehe 4.) bietet das Gel den Vorteil, dass die Handhabung komfortabler ist, da nichts verrutschen kann. Einige Studien haben gezeigt, dass Silikongel gleich gut wirkt wie Silikonpflaster (12).

* Hier erhalten Sie z. B. ein Narbengel.

Das Gel enthält Silikone u. a., gilt also nicht als Naturkosmetikprodukt. Silikone in Narbengelen haben jedoch eine medizinische Funktion: Sie bilden eine Schutzschicht, die den Wasserverlust reduziert, was für die Heilung von Vorteil ist.

4. Narbenpflaster

Selbstklebende Silikonpflaster machen vernarbtes Gewebe weicher, flacher und unauffälliger. Sie können das Risiko für hypertrophe Narben und Keloide reduzieren und wirken auch gegen Rötungen, Juckreiz und Schmerzen.

Wie wendet man Narbenpflaster an?

Damit Narbenpflaster optimal wirken, müssen sie richtig angewendet werden und zwar so:

Die Narbe reinigen und trocknen; die Haut muss sauber, trocken und fettfrei sein.

Das Pflaster nun zuschneiden (falls nötig) – und zwar so, dass es nachher das vernarbte Gewebe komplett abgedeckt.

Das Pflaster aufkleben und sanft andrücken – es sollte glatt anliegen, aber nicht spannen oder Falten werfen.

Das Pflaster nicht auf gesunder Haut aufkleben (diese kann sonst mit Irritationen reagieren).

Wie lange trägt man Narbenpflaster?

Anfangs täglich nur wenige Stunden tragen (z. B. 2 bis 4 Stunden), damit sich die Haut daran gewöhnen kann. Dann langsam die Tragezeit steigern. Das Ziel sollte eine Tragedauer von täglich mindestens 12 bis zu 24 Stunden sein.

Je nach Pflasterart muss das Pflaster in regelmäßigen Abständen erneuert werden (z. B. nach 12 Stunden entfernen und nach weiteren 12 Stunden wieder für 12 Stunden auf die Narbe kleben).

Einige Pflaster sind wiederverwendbar – diese sollten täglich mit milder Seife gewaschen werden, bevor man sie erneut aufklebt (Haltbarkeit 1 bis 2 Wochen).

Narbenpflaster zeigen meist erst nach vielen Wochen erste Ergebnisse. Sie sollten 3 bis 6 Monate konsequent verwendet werden.

Auch alte Vernarbungen (älter als 1 Jahr) können von einer Anwendung profitieren. Diese müssen aber noch länger behandelt werden.

* Hier erhalten Sie Narbenpflaster.

Inhaltsstoffe von Narbenpflegeprodukten

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen in gängigen Pflegeprodukten gehören z. B.:

Allantoin

Allantoin – ein pflanzlicher Wirkstoff – ist besonders im Beinwell (Symphytum) enthalten, wird aber meist synthetisch erzeugt. Es fördert die Neubildung der oberen Hautschichten und versorgt die Haut mit Feuchtigkeit.

Heparin

Heparin ist ein körpereigener Stoff mit gerinnungshemmender Wirkung. Er wird in der Medizin zur Blutverdünnung eingesetzt, ist jedoch nicht in veganer Qualität verfügbar, da er aus der Darmschleimhaut von Schweinen oder aus Rinderlungen gewonnen wird.

In der Narbenbehandlung lockert Heparin die Kollagenstruktur des vernarbten Gewebes auf, sorgt für mehr Elastizität und wirkt entzündungshemmend.

Harnstoff

Harnstoff, der in kosmetischen und medizinischen Produkten enthalten ist, wird synthetisch hergestellt. Er versorgt das Gewebe mit Feuchtigkeit, macht sie weicher und geschmeidiger. Denn Harnstoff wirkt keratolytisch, d. h. auch leicht hornhautauflösend.

Vitamin E

Oft ist in Narbenpflegeprodukten Vitamin E enthalten. Allerdings gibt es Studien zufolge noch nicht genügend Beweise dafür, dass Vitamin E bei äußerlicher Anwendung einen signifikanten positiven Effekt auf das Erscheinungsbild von Narben hat (19).

Stattdessen wurde von Nebenwirkungen wie Kontaktdermatitis und einem vermehrten Auftreten von Juckreiz und Hautausschlag berichtet.

Provitamin B5 (Dexpanthenol)

Provitamin B5 ist in zahlreichen Narbenpräparaten enthalten, da es die Wundheilung beschleunigt, die Feuchtigkeitsversorgung verbessert, Juckreiz sowie Entzündungen lindert und die Hautelastizität fördert (14).

Dexpanthenol ist die Vorstufe von Vitamin B5, die erst nach der Aufnahme in den Körper enzymatisch in Pantothensäure (Vitamin B5) umgewandelt wird. Dexpanthenol dringt leichter in die Haut ein als Vitamin B5, daher wird die Vorstufe für Hautpflegeprodukte verwendet und nicht das fertige Vitamin B5.

Silikone (synthetische Polymere)

Silikone hemmen die übermäßige Bildung von Kollagen bei hypertrophen Vernarbungen und Keloiden.

Wer an einer Silikonallergie leidet, kann entsprechende Pflegeprodukte nicht anwenden. Diverse Studien haben aber gezeigt, dass auch Polyurethan-Pflaster bei den genannten Vernarbungstypen eine gute Wirkung haben (21).

Laut einer Studie mit 60 Patienten wirkte ein Polyurethan-Pflaster bei hypertrophen Narben deutlich besser als ein Silikonpflaster und wurde überdies besser vertragen (20).

* Hier erhalten Sie z. B. ein Polyurethan-Pflaster.

Heilpflanzen

Die medizinische Forschung reicht in puncto Narbenbehandlung bis in die Antike zurück (15). Viele der alten Heilmittel kommen in der Volksheilkunde noch immer zur Anwendung. Manchen von ihnen wird inzwischen auch von schulmedizinischer Seite große Aufmerksamkeit geschenkt und sie sind Bestandteile von unterschiedlichsten modernen Arzneimitteln.

1. Ringelblume

Die Ringelblume (Calendula officinalis) gilt als Klassiker in der Narbenbehandlung (17). Ihre entzündungshemmende, antiseptische und antibakterielle Wirkung ist vordergründig auf sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Flavonoide) zurückzuführen. Die Calendula kann äußerlich und innerlich angewandt werden.

Laut einer im Jahr 2023 durchgeführten Studie mit 60 Probanden beschleunigte die innerliche Gabe eines unbenannten Ringelblumen-Extraktes (2 g täglich, Kapseln) wirksam die Heilung von Verbrennungen 2. Grades (16).

Die Ringelblume fördert die Wundheilung und Vernarbung, da sie die Bildung von Kollagen fördert, das für die Bildung neuer Blutgefäße und die Gewebeumgestaltung entscheidend ist.

2. Johanniskraut

Johanniskrautöl (Öl aus Hypericum perforatum = Rotöl) wird aufgrund der entzündungshemmenden und wundheilenden Wirkung seit Jahrtausenden bei Hautproblemen aller Art angewandt (18). Bei der Herstellung werden die getrockneten Blüten zerkleinert (um die Kontaktfläche für das Öl zu vergrößern), mit der 3-fachen Menge eines kaltgepressten Öls (z. B. Traubenkernöl) für 1 Woche angesetzt und dann filtriert.

Eine Studie hat im Jahr 2018 erstmals gezeigt, dass der Hauptwirkstoff Hyperforin ein potentieller Kandidat ist, um hypertrophe Vernarbungen zu behandeln (7).

An einer anderen Studie nahmen 144 Frauen mit Kaiserschnitt teil. Sie trugen 3-mal täglich für 16 Tage eine Johanniskrautöl-Salbe auf. Das Johanniskrautöl erleichterte die Wundheilung und verbesserte die Narbenbildung sowie die damit verbundenen Schmerzen und den Juckreiz (6).

* Hier erhalten Sie ein Johanniskrautöl.

3. Zwiebelextrakt

Diverse Studien haben gezeigt, dass der entzündungshemmende und antibakterielle Zwiebelextrakt (Extractum cepae) in Bezug auf die Narbenbildung vorbeugend und therapeutisch wirkt. Der darin enthaltene Pflanzenstoff Quercetin hemmt die Wucherung von Fibroblasten (ein Hauptbestandteil des Bindegewebes). Zwiebelextrakt kann darum bei hypertrophen Narben und Keloiden hilfreich sein (8).

Es gibt unterschiedlichste Produkte wie z. B. Gele oder Salben, die Zwiebelextrakt enthalten. Fragen Sie gerne in Ihrer Apotheke nach.

* Hier erhalten Sie z. B. ein Narbengel mit Zwiebelextrakt.

4. Aloe vera

Die Heilpflanze Aloe vera wirkt entzündungshemmend sowie feuchtigkeitsspendend und fördert die Produktion von Kollagen im vernarbten Gewebe.

Laut einer Studie reduzierte die äußerliche Anwendung einer nicht näher beschriebenen Aloe-vera-Creme im Vergleich zu einer Kontrollcreme (Face Duox) die Narbenbildung nach einer Nasen-OP signifikant (9).

An einer anderen Studie nahmen 30 Patienten mit gesunder Haut und 12 Patienten mit Brandwunden-Narben teil. Jeder Teilnehmer trug mindestens 28 Tage unterschiedliche Cremes mit Dexpanthenol, Aloe vera oder einem Pflanzenöl auf vorher festgelegten Bereichen auf. Alle Narbenbehandlungen zeigten positive Effekte, doch die Aloe-Creme schnitt am besten ab (10).

* Hier erhalten Sie eine Aloe-vera-Creme.

Narbenmassage

Narbenmassage© istockphoto.com/kreinick

Narbenmassagen werden von Experten widersprüchlich diskutiert. Sie können also hilfreich sein oder auch nicht.

Im Rahmen eines Reviews (10 Studien, 144 Patienten) wurde festgestellt, dass 65 Patienten (45,7 Prozent) in Bezug auf die Elastizität des vernarbten Gewebes, den Juckreiz und die Schmerzen durch die Spezialmassagen eine deutliche Verbesserung erfuhren (3).

Bei postoperativen Vernarbungen war die Wirkung größer als bei solchen, die durch Unfälle entstanden oder bei Brandnarben.

Von 30 Operationsnarben, die mit Massagen behandelt wurden, zeigten immerhin 27 (90 Prozent) ein verbessertes Aussehen.

Frische oder schmerzende sowie hypertrophe Vernarbungen und Keloide sollten am besten nur vom Physiotherapeuten behandelt werden. Ansonsten kann die Massage auch selbst durchführen:

Kreisende Massage

Mit Fingerspitzen oder Daumen sanft kreisende Bewegungen über das vernarbte Gewebe führen.

Querfriktion (Narbenmobilisation)

Die Haut vorsichtig quer zur Narbenrichtung bewegen, um Verklebungen zu lösen.

Zupfmassage (wenn gut verheilt)

Das vernarbte Gewebe leicht zwischen zwei Fingern anheben und rollen, um das Gewebe elastischer zu machen.

Sanfte Dehnung

Mit den Fingern die Haut sanft auseinanderziehen, um das Gewebe flexibel zu halten.

Wie oft und wie lange massieren?

Abhängig vom Alter der Vernarbung kann man folgendermaßen massieren:

Jünger als 6 Monate: 1- bis 2-mal täglich je 5 Minuten lang massieren.

Älter als 6 Monate: 2- bis 3-mal je 2 bis 3 Minuten lang.

Empfindliche Vernarbungen besser nur 1-mal täglich massieren.

Falls sich das vernarbte Gewebe empfindlich oder gereizt anfühlt, eine Pause von 1 bis 2 Tagen einlegen.

Immer mit sauberen Händen und ggf. mit einem Narbenöl arbeiten, um Reibung zu reduzieren.

* Massiert werden kann z. B. mit diesem Narbenöl.

Taping, Dry Needling und Schröpfen

Es gibt eine ganze Reihe von alternativen Narbenbehandlungen, die insbesondere als Ergänzung zu anderen Therapieverfahren bereits erfolgreich angewandt werden. Im Jahr 2023 wurden in einer Studie das Taping, Dry Needling und Schröpfen näher untersucht (1):

1. Taping

Beim Taping wird ein elastisches textiles Klebeband (= Tape) auf der Vernarbung aufgebracht. Tapes üben einen leichten, konstanten Druck auf das Gewebe aus und sollen die Drainage fördern und eine Überlastung verhindern, subkutane Verwachsungen verbessern sowie das Aussehen und die Weichheit des Gewebes verbessern.

Zudem wurde eine Verringerung von Juckreiz, Schmerzen, Dicke und Erhebung des vernarbten Gewebes sowie ein positiver Effekt auf die Gewebefarbe beobachtet. Das Zuggefühl konnte verringert und die Beweglichkeit von betroffenen Gelenken verbessert werden. Das Taping wird v. a. bei hypertrophen Narben, Kontrakturen und Keloiden empfohlen.

Tapes werden der Größe bzw. Länge des vernarbten Gewebes entsprechend zugeschnitten. Es gibt unterschiedlichste Techniken, wie die Tapes angebracht werden können. Sie sollten sich allerdings nicht ohne fachliche Anleitung selbst tapen.

Lassen Sie sich darum von einem Physiotherapeuten zeigen, welche Technik in Ihrem individuellen Fall die richtige ist. Sollte es zu einer Verstärkung der Symptome kommen, entfernen Sie das Tape und konsultieren erneut den Physiotherapeuten.

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nicht.

Lesen Sie auch weiter unten zur Anwendung von Tapes im Abschnitt „Wie sich Narben auf den Körper auswirken können“.

* Hier erhalten Sie Tapes.

2. Dry Needling (Akupunkturtechnik)

In einer Studie wurden Nadeln entlang der gesamten Narbe platziert, in einem Abstand von 0,5 bis 1 cm. Die Behandlungsdauer betrug etwa 20 Minuten, 1- oder 2-mal pro Woche.

Das Dry Needling zeigte sich als eine wirksame Methode zur Linderung von Entzündungen und Schmerzen.

Während das Dry Needling in Deutschland per Gesetz nur von Ärzten und Heilpraktikern angewandt werden darf, können in der Schweiz auch Physiotherapeuten mit Nachweis eines Ausbildungsabschlusses diese Behandlung ausführen.

In der Schweiz werden die Kosten für Dry Needling mit einer ärztlichen Verordnung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, in Deutschland hingegen nicht.

3. Schröpfen

Der durch das Schröpfen erzeugte Unterdruck fördert die periphere Durchblutung und verbessert die Gewebeelastizität. Es kommt in der Umbauphase der Wundheilung und bei der Behandlung alter Vernarbungen zur Anwendung.

Zu den Anbietern zählen Ärzte, Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Masseure. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Anwendungskosten nicht.

Lasertherapie

Die Lasertherapie gilt als schonende Methode der Narbenbehandlung. Die oberste Hautschicht wird mit gebündelten Lichtstrahlen abgetragen. Dadurch können Unregelmäßigkeiten ausgeglichen werden.

Die ablative Laserbehandlung wird z. B. angewandt, um atrophe und hypertrophe Vernarbungen sowie Keloide zu entfernen.

Laserbehandlungen dürfen in Deutschland inzwischen nur noch von Ärzten mit besonderer Qualifikation durchgeführt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur dann, wenn das vernarbte Gewebe Beschwerden verursacht oder die Funktionalität des Körpers beeinträchtigt.

Operative Behandlung

Eine operative Behandlung von Vernarbungen kann dann in Erwägung gezogen werden, wenn andere Behandlungen nicht zum erwünschten Ergebnis geführt haben oder führen können. Auch wenn eine Entstellung vorliegt oder die Beweglichkeit eingeschränkt ist (z. B. bei Kontrakturen), wird operiert. Die OP kann mit einer Lasertherapie kombiniert werden.

Narbenkorrekturen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse nur dann, wenn eine medizinische Indikation vorliegt (z. B. Schmerzen oder psychische Probleme). Bei durch Unfälle verursachten Narben kommt auch die Unfallversicherung als Kostenträger in Frage.

Nährstoffe fördern Narbenbildung

Eine gesunde, frische und ausgewogene Kost aus viel Gemüse und Obst (besonders Beeren) trägt vielen Studien zufolge viel zu einer optimalen Wundheilung bei.

So unterstützt laut einer Studie Vitamin A die Neubildung der Haut. Auch Eiweiß und Aminosäuren spielen eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung von vernarbtem Gewebe.

Vitamin C wiederum ist grundlegend wichtig für den Aufbau von Kollagen – und Aloe vera fördert die Bildung von Granulationsgewebe. Letzteres entsteht vorübergehend im Rahmen der Wundheilung, bevor sich daraus dann das Narbengewebe entwickelt.

Bei Bedarf kann auch die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln (z. B. ein Multivitamin-Komplex) bei der Behandlung sinnvoll sein (11).

* Hier erhalten Sie z. B. einen Multivitamin Komplex.

* Hier erhalten Sie z. B. einen Aloe-vera-Direktsaft.

Narbenbildende Nahrungsergänzung bei veganer Ernährung

In Studien zeigte sich, dass Menschen, die eine vegane/vegetarische Ernährung praktizieren, eine schlechtere Wundheilung haben (22) und ein höheres Risiko für z. B. atrophe Narben.

In einer dieser Studien stellte man fest, dass die jeweiligen pflanzenbasiert Essenden aber auch niedrige Eisen- und Vitamin-B12-Werte hatten (23) – zwei Nährstoffe, die für eine gute Wundheilung sehr wichtig sind. Liegt hier ein Mangel vor, kommt es zu Wundheilungsstörungen und einer gestörten Narbenbildung.

Achten Sie aber nicht nur auf eine gute Vitamin- und Mineralstoffversorgung, sondern auch auf ausreichend Protein. Vor und nach Operationen bzw. nach einer Verletzung kann es überdies sinnvoll sein, ein Produkt mit veganen Kollagenpeptiden einzunehmen, damit für das neue Gewebe genügend Kollagen gebildet werden kann. Details lesen Sie in unserem Artikel „Kollagen: Wirkung und Anwendung“.

Hier erhalten Sie * veganes Kollagenpulver (CollaGEM), das am besten mit * Glycin (1 – 2 g pro Tag) ergänzt werden sollte.

Wie sich Narben auf den Körper auswirken

Vernarbungen können nicht nur dort, wo das vernarbte Gewebe ist, zu Schmerzen oder Spannungsgefühlen führen. Sie können auch an ganz anderen Körperstellen Beschwerden entstehen lassen.

Eine Blinddarmnarbe am rechten Unterbauch beispielsweise könnte die Beweglichkeit der linken Schulter einschränken. Wie ist das möglich?

Im Körper steht alles miteinander in Verbindung – einerseits über das Nervensystem, andererseits aber auch über die Faszien.

Narben und Faszien

Faszien sind dünne, aber sehr stabile Gewebenetze, die alles im Körper miteinander verbinden – Muskeln, Organe, Knochen, Gelenke und Nerven.

Faszien halten im Körper alles an seinem Platz. Sie schützen und stützen und helfen auch Verletzungen zu vermeiden, indem sie Stoßkräfte verteilen. Auch enthalten sie viele Nervenenden und sind damit für unsere Körperwahrnehmung (Propriozeption) wichtig.

Faszien können aber auch Verspannungen, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Fehlhaltungen verursachen, nämlich dann, wenn sie verhärtet oder verklebt sind.

Faszien bilden Spannungsketten über den ganzen Körper, auch bekannt als myofasziale Ketten. Eine Störung in einer Region (z. B. eine Narbe am Unterbauch) kann sich auf andere Bereiche auswirken, da die Faszien Spannung verteilen und eine kleine Einschränkung an einer Stelle weit entfernte Areale beeinflussen kann.

Dies kann dazu führen, dass man aufgrund einer Blinddarmnarbe am rechten Unterbauch vielleicht den linken Arm nicht mehr vollständig vertikal ausstrecken kann.

Narben und das Nervensystem – Blinde Flecken

Vernarbtes Gewebe kann sensorische Nervenenden zerstören oder deren Funktion verändern.

Sensorische Nervenenden liegen in der Haut, in den Muskeln und den Organen. Sie nehmen Reize aus der Umwelt oder dem Körperinneren auf und leiten diese an das Gehirn weiter. Sie ermöglichen uns, Druck, Berührung, Temperatur, Schmerz, Vibration und Körperbewegung zu spüren.

Sie helfen uns, die Umgebung wahrzunehmen (kalt, warm, weich, hart), warnen vor Gefahren (z. B. Schmerz, wenn man sich verbrennt) und sind für Bewegungssteuerung und Koordination unerlässlich (Propriozeption).

Wenn sensorische Nervenenden nun durch eine Vernarbung geschädigt wurden, erhält das Gehirn aus diesem Bereich weniger oder verfälschte Signale. Man spricht von einem „blinden Fleck“ in der Körperwahrnehmung.

Das zentrale Nervensystem kann versuchen, diese Lücke durch veränderte Bewegungsmuster oder Schutzmechanismen (z. B. Schonhaltungen, Fehlspannungen) auszugleichen.

Bei unserer Blinddarmnarbe kann es z. B. sein, dass diese das Nervensystem dazu bringt, die tiefe Bauchmuskulatur weniger zu aktivieren. Dies wiederum kann die Rumpfstabilität verringern und den Körper zwingen, andere Muskeln (z. B. in den Schultern) stärker zu belasten. Es entstehen Verspannungen und die Schulterbeweglichkeit kann eingeschränkt sein.

Kinesio-Tapes helfen

Klebt man nun ein Kinesio-Tape auf das gesunde Gewebe um die Vernarbung herum (am besten mit minimalem Zug), stimuliert dies die sensorischen Nervenenden in der Haut (Hautrezeptoren) und kann dadurch das Gehirn „erinnern“, dass der vernarbte Gewebebereich noch da ist.

Dies kann helfen, die sensorischen blinden Flecken im Gehirn zu reduzieren und die normale Bewegungssteuerung wiederherzustellen. Muskeln und Gelenke können wieder besser koordiniert arbeiten. Zusätzlich wird das Fasziengewebe mobilisiert und die Durchblutung verbessert, was Verklebungen löst und Spannungsmuster im Körper entspannt.

In diesem Video wird der Zusammenhang und die Anwendung des Kinesio-Tapes in Kürze erklärt.

Aber: Nicht jede Narbe führt automatisch zu Problemen. Manche Menschen haben keine funktionellen Einschränkungen, selbst mit großen vernarbten Bereichen nicht. Andere entwickeln durch selbst kleine vernarbte Stellen Spannungsprobleme.

Fazit: Die Behandlung muss zur Narbe passen

Da es so unterschiedliche Narben gibt, ist es eine sehr individuelle Angelegenheit, welche Behandlung die beste ist. Zu den Kriterien zählen z. B. die Narbenart, die Körperstelle und der Heilungsverlauf. Ob Gel, Pflaster, Massage oder Taping: Oft ist eine Kombination aus verschiedenen Behandlungen von Vorteil. Lassen Sie sich darum ausführlich von Ihrem Arzt, Apotheker und/oder Heilpraktiker beraten.

Quelle: Narben entfernen