Der Wald, Dein bester Arzt: Was ein Waldspaziergang mit Dir macht

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Ein Waldspaziergang ist so ziemlich das Beste, was man sich an Gutem tun kann. Man spürt es sofort, wie gut die Luft tut und wie sie duftet. Ein Waldspaziergang tut gut, Körper, Geist und Seele. Das hat auch die Wissenschaft beschäftigt.

DIe Waldluft enthält, das ist gemessen worden, 90% weniger Staubteilchen, als Stadtluft. Und sie „duftet“ nicht nur, sondern enthält auch Stoffe, die uns wirklich objektiv guttun. Clemens Arvay ist ein österreichischer Biologe und Buchautor. Er liebt den Wald und sammelt Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt, die Auswirkung des Waldes auf unsere Gesundheit. „Der Wald hilft uns gegen Depressionen, gegen psychische Stressbelastungen und Burnout. Aber er stärkt auch unser Immunsystem, kann uns vor ernsthaften chronischen Krankheiten schützen und sogar vor Herzinfarkt.“ sagt Clemens Arvay und er kann es mit Studien belegen.

Der Wald ist Dein Arzt

Studien der Universität von Illinois, USA, zeigen, dass Bäume und Wälder einen positiven Effekt auf uns haben und uns, wenn wir uns gemütlich auf einem Spaziergang durch den Wald bewegen, nachweislich vor Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und Depressionen schützen können. Die Ergebnisse vieler Studien zeigen, dass ein Zwanzig-Minuten-Spaziergang mehrmals die Woche spürbar hilft, gesünder und glücklicher zu werden. Schon dreißig bis vierzig Minuten pro Woche zeigeneinen positiven Effekt.

Japanische Therapie: Ein „Bad“ im Wald

Die Japaner sind im Allgemeinen sehr technik- und wissenschaftsbegeistert. Deit es japanische Untersuchungen darüber gibt, was der Wald für die Gesundheit des Menschen bedeutet, haben sie sich mit japanischer Gründlichkeit daran gemacht, dieses Potential auch zu entfalten. Es gibt dort seit einiger Zeit eine Therapie, das „Waldbaden“, auf Japanisch „Shinrin Yoku“, denn die wissenschaftlichen Forschungen zu den Gesundheitswirkungen von Wäldern auf Menschen haben auch das japanische Gesundheitssystem davon überzeugt, Wälder zu Therapiezentren zu machen. Eine gute Entwicklung, da Japan über nicht allzuviele echte Wälder mehr verfügt, weil die Insel sehr dicht bevölkert ist. Nun gibt es dort Kliniken im freien Waldgelände und die Menschen „baden in der Waldluft“ und lernen, den Wald mit allen Sinnen aufzunehmen und zu erwandern.

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Wälder wirken sogar gegen Krebs

Die Ergebnisse, die diese Waldbadtherapie zeigt, wurden überprüft und ausgewertet. Eine Studie, die das Zentrum für Medizin Nippon, die japanische Forstwirtschaftsbehörde und das japanische Forschungsinstitut für Wald und Waldprodukte 2004 startete, sollte die medizinischen Effekte des Waldbadens genau überprüfen. Dr. Qing Li, ein Assistenzprofessor am japanischen Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheitim Zentrum für Medizin Nippon, war von den Ergebnissen dieser Studie hocherfreut. Er konnte belegen, dass das Spazierengehen im Wald sowohl die Entstehung von drei verschiedenen Anti-Krebs-Proteinen als auch die Bildung ungewöhnlich hoher Mengen natürlicher Killerzellen (NK-Zellen) fördert, die ebenfalls dafür bekannt sind, Krebszellen aufzuspüren und diese anzugreifen.

Der Grund: Die Bäume und andere Pflanzen im Wald bilden spezielle Stoffe, sogenannte Phytonzide, die sie vor Bakterien und Schadinsekten schützen. Diese Phytonzide geben die Pflanzen an die Luft ab, um die Schädlinge möglichst schon auf weitem Abstand fernzuhalten. Atmen die Menschen diese Luft ein, vermehren sich die natürlichen Killerzellen schnell und deutlich.

Eine Gruppe von zwölf Männern zwischen 37 bis 55 Jahren alt, die unter starkem Stress litten und deren Immunsystem infolgedessen so geschwächt, war, dass sogar die Anzahl der natürlichen Krebs-Killerzellen gesunken war,  machte eine solche Waldspaziergang-Kur. Schon am ersten Tag  konnte eine Erhöhung der NK-Zellen um durchschnittlich 26,5 Prozent gemssen werden, am zweiten Tag war die Anzahl bereits um unglaubliche 52,6 Prozent angestiegen.

Der Wald, der gesündeste Blutdrucksenker

Du musst Blutdrucksenker schlucken? Nicht nur, dass ein Waldspaziergang den Stresslevel stark senkt, er trägt auch meßbar zur Blutdrucksenkung bei. Ebenfalls eine der „Waldbaduntersuchungen“ im Rahmen der erwähnten Studie ließ eine Gruppe von 280 Probanden je zur Hälfte ein paar Stunden durch den Wald und durch die Stadt gehen. Im Anschluss wertete man die medizinisch-physiologischen Daten aus und es wird wohl keine Überraschung sein, dass die „Waldgänger“ einen auffallend niedrigen Blutdruck aufwiesen und einen sehr niedrigen Stresshormonspiegel, sowie einen niedrigen Pulsschlag – ganz im Gegensatz zu den Stadtgängern.

Allein ein Foto eines Waldes beruhigt schon

Außer den ganzen bisher erwähnten Wirkungen des Eintauchens in einen Wald, ist allein der Duft nach Kräutern, dem Waldboden, das Singen der Vögel und der Duft der Nadelbäume schon eine Wohltat. Die „Terpene“, die Nadelbäume bilden, besonders die der Kiefer, sind gut für die Lunge und gegen Infektionen. Darum lieben wir ein Kiefernadel-Erkältungsbad so sehr.

Man hört die Stimmen des Waldes, den Gesang der Vögel, das Plätschern eines Bächleins, den Wind in den Zweigen. Es raschelt im Laub und die von der Sonne durchschienenen Blätter leuchten in einem wunderschönen Grün. Sonnenstrahlen fallen durch das Blattgrün und zaubern eine unbeschreiblich schöne Stimmung, die uns einfach glücklich macht. Das, was die Dichter der deutschen Romantik am Wald besungen haben, das fühlt jeder sofort und genießt es mit jeder Faser. Der Wald macht uns glücklich und ruhig. Und auch das kann man wissenschaftlich messen, sagt der Direktor des Zentrums für Umwelt, Gesundheit und Agrarwissenschaften von der Universität in Chiba und Japans führender Wissenschaftler für „Waldmedizin“, Herr Yoshifumi Miyazaki.

Schon allein einen Wald zu sehen, sogar nur als Foto, senkt den Stressspiegel schon um 13,4% und er hat eine simple und einfache Erklärung dafür: Wir Menschen sind von Natur aus so geschaffen, dass wir uns in der Umgebung am wohlsten fühlen, aus der wir natürlicherweise stammen. Herr Miyazaki erklärt, dass unsere Körper, wieder zu dem gesunden und natürlichen Teil der ursprünglichen Welt werden, die sie früher waren.

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Seele und Körper reagieren auf den Anblick von Landschaften

Es sind schon viele Tests gemacht worden, wie Menschen auf den Anblick verschiedener Landschaftsformen reagieren. Immer sind Wald- und Wiesenlandschaften, insbesondere in Verbindung mit Wasser, sofort der Favorit. Schon der Anblick von Wasser und Pflanzengrün wirkt beruhigend, beglückend und wohltuend. So schön die Fotos auch sein mögen: Eis und Schneelandschaften liegen, genau wie Wüsten auf dem letzten Platz der Liste. In dem Buch: „Das Geheimnis des aufrechten Gangs: unsere Evolution verlief anders“ macht der Autor des Buches, Carsten Niemitz, auch solche Untersuchungen (ca, ab Seite 184) und kommt zu demselben Ergebnis. Wir wissen instinktiv und seit Urzeiten, in welcher Landschaft wir die besten Überlebenschancen haben, wo wir glücklich und gesund sind und unsere Körper sind in Jahrhunderttausenden zu einem Teil dieser Natur geworden und fühlen sich darin auch am wohlsten. So einfach ist das.

Spazierengehen an sich ist gesund

Für diejenigen, die kaum die Gelegenheit haben, in einen Wald zu kommen:  Allein schon das Spazierengehen ist etwas, das uns guttut. Auch dazu gibt es viele Studien:

  • Laut einer Studie können Spaziergänge eine frühe Demenz vorbeugen, das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung reduzieren und auch die psychische Gesundheit verbessern.
  • In einer spanischen Studie mit mehr als 30.000 Teilnehmern wurde auch festgestellt, dass Frauen, die mindesten drei Stunden pro Woche spazieren gehen, das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um 43 Prozent senken.t
  • Auch wenn man die Augen am wenigsten damit verbindet, das etwas mit den Beinen zu tun hat, kann sich das Sehvermögen tatsächlich durch das Gehen verbessern.
  • Spaziergänge können unter anderem dafür sorgen, dass die Bekämpfung des Glaukoms (grüner Star) unterstützt wird, indem der Druck auf die Augen verringert wird.
  • Spaziergänge können außerdem als Prävention vor Herz- und Kreislauferkrankungen und Schlaganfällen dienen.
  • Ein Spaziergang erhöht den Sauerstofffluss im Blut und hilft dabei, die Lunge zu trainieren.
  • Durch die bessere und tiefere Atmung können auch die Symptome von Lungenerkrankungen gelindert werden.
  • Spazierengehen ist ein effektives Mittel zur Vorbeugung von Diabetes (besser als das regelmäßige Laufen). In dieser Studie wurde bewiesen, dass „Spaziergänger“ in einem Versuchszeitraum von sechs Monaten eine sechsfache Verbesserung der Glukosetoleranz gegenüber der „Läufer“ Gruppe aufgezeigt haben.
  • Ein täglicher 30-minütiger Spaziergang kann nicht nur das Darmkrebsrisiko senken, sondern auch die Verdauung verbessern und Verstopfungen entgegenwirken.
  • Da das Gehen eine sanfte Art der Fortbewegung ist, bei der trotzdem große Muskelgruppen aktiviert werden, wird dadurch die Fettverbrennung erhöht. Bei einer mittleren Intensivität können sogar bis zu 300 Kalorien (kcal) pro Stunde verbrannt werden. Geht man am Tag 10.000 Schritte, kann man das mit einem Besuch im Fitnessstudio vergleichen, insbesondere wenn man bergauf oder etwas schneller geht.
  • Durch das Spazierengehen kann die Beweglichkeit erhöht, der Verlust von Knochenmasse verhindert und sogar das Risiko von Verletzungen verringert werden. Es wird daher empfohlen, dass man in regelmäßigen Abständen mindestens 30 Minuten am Tag spazieren geht, um Gelenkschmerzen, Steifheit und Entzündungen zu reduzieren.
  • Spazieren gehen kann geradezu Wunder bei denjenigen bewirken, die bei anstrengenden und kraftvollen Übungen Rückenschmerzen bekommen. Dadurch wird nämlich die Wirbelsäule besser durchblutet und die Haltung beziehungsweise die Beweglichkeit verbessert, was für eine gesunde Wirbelsäule äußerst wichtig ist.
  • Durch das Spazierengehen verspürten Patienten eine Verbesserung ihrer Depressionssymptome. Sie bekamen dadurch wieder neue Energie, obwohl sie sich müde und erschöpft fühlten.
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Quelle: Der Wald, Dein bester Arzt: Was ein Waldspaziergang mit Dir macht