Fasten: Keine Angst vor Muskelabbau
Beim Fasten wird immer wieder vor einem Muskelabbau gewarnt. Werde nichts gegessen, würde körpereigenes Protein, also Muskulatur, abgebaut. Das aber stimmt nicht. In einer Studie vom Herbst 2021 konnten Forscher zeigen, dass es beim Fasten keineswegs zum gefürchteten Muskelabbau kommt.
Fasten: Keine Gefahr von Muskelabbau
Das Heilfasten ist eine wichtige naturheilkundliche Massnahme, die seit Menschengedenken zur Förderung von Heilprozessen, aber auch zur Prävention eingesetzt wird. Selbst Tiere nehmen bei Krankheit instinktiv oft keine Nahrung zu sich, damit sich der Organismus ganz auf die Heilung konzentrieren kann.
Immer wieder aber wird vor einem angeblichen Muskelabbau gewarnt, der eine unerwünschte Folge des Fastens sein soll. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass diese Sorge unbegründet ist.
Fasten auch zur Prävention und Therapie von Krebs sinnvoll
Studien bestätigen, dass das Fasten – besonders wenn man regelmässig fastet – das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt und sogar die Lebenserwartung erhöht ( 2 ). In ganzheitlichen Kliniken gehört das Fasten ausserdem zum Therapiekonzept zahlreicher Stoffwechsel- und Krebserkrankungen.
Aus Sicht der Schulmedizin galt das Fasten bei Krebs lange Zeit als echtes No-Go. Man sollte als Krebskranker alles vermeiden, was mit Kalorienreduktion zu tun hatte. Schliesslich wusste man, dass Patienten, die Gewicht verloren, eine schlechtere Prognose hatten.
Man befürchtete wohl, dass das Fasten oder fastenähnliche Aktivitäten die Tumorkachexie verstärkten oder überhaupt erst auslösen würden. Mit Kachexie ist die krebsbedingte Abmagerung und Auszehrung gemeint – ein kataboler Zustand, bei dem mehr Muskel- und Fettmasse abgebaut werden, als gleichzeitig neu gebildet werden kann.
Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, Leiter der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus (Spezialklinik für Rheumatologie, Orthopädie und Naturheilkunde) in Berlin erklärt im Jahr 2015 in einem Artikel im Fachjournal Forschende Komplementärmedizin ( 3 ):
„Umfangreiche experimentelle Forschung zur kalorischen Restriktion in den letzten zwei Jahrzehnten zeigt, dass diese Massnahme sowohl mit einer Reduktion der Krebsinzidenz als auch der Tumorprogression bei den meisten Tumoren verbunden ist.“ Wobei er sich insbesondere auf das Kurzzeitfasten bezieht, wie es beim Intervallfasten praktiziert wird (z. B. 2 Tage pro Woche fasten).
Hier lesen Sie weitere Informationen zum Fasten bei Krebs.
Studie: Wie wirkt sich 10-tägiges Fasten auf den Muskelabbau aus?
Wie sieht es aber nun aus, wenn gesunde Menschen längere Zeit fasten – ganz so wie man es regelmässig im Frühjahr tut, um seinem Organismus etwas Gutes zu tun, um zu entschlacken und körpereigene Reinigungsprozesse anzuregen?
Im Jahr 2021 führten Wissenschaftler u. a. der Université de Strasbourg und der Charité-Universitätsmedizin in Berlin sowie verschiedenen anderen Universitäten in Frankreich, Monaco und den USA eine Studie zum Muskel- und Proteinabbau während des Langzeitfastens durch. Die Ergebnisse erschienen im Oktober 2021 im Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle ( 1 ).
Fasten nach Buchinger
Die Teilnehmer der Studie waren gesunde Männer zwischen 30 und 58 Jahren (teilweise übergewichtig; mit durchschnittlichem BMI von 26), die gemäss dem Buchinger-Wilhelmi-Fastenprotokoll 10 Tage lang fasteten und täglich ein gemässigtes 3-Stunden-Sportprogramm absolvierten. Die Männer erhielten täglich einen proteinfreien Fastenzusatz (200 bis 250 kcal) pro Tag in Form von Säften und Gemüsebrühe.
Das Fastenprogramm sah im Detail folgendermassen aus:
- Am letzten Tag vor dem Fasten erhielten die Teilnehmer drei leichte vegetarische Mahlzeiten à 200 kcal.
- Zur Einleitung des Fastens wurde der Darm entleert (mit 20 – 40 g Glaubersalz (Natriumsulfat) in 500 ml Wasser).
- Jeden Morgen erhielten die Fastenden eine 20-g-Portion Honig und tranken 2 bis 3 Liter Wasser oder kalorienfreien Kräutertee.
- Mittags gab es 250 ml frisch gepressten Obstsaft, abends 250 ml Gemüsebrühe.
- Insgesamt wurden täglich 200 bis 250 kcal aufgenommen.
- Jeden zweiten Tag wurde ein Einlauf vorgenommen.
- Nach dem Fasten gab es drei Aufbautage, in denen langsam die tägliche Kalorienmenge auf erst 800, dann auf 1600 kcal erhöht wurde.
- Das Sportprogramm bestand aus täglich 1 Stunde Ganzkörpertraining (Dehnen und Yoga), einer halben Stunde Spazierengehen am Morgen und 90 Minuten Spazierengehen am Abend.
Im folgenden Link stellen wir weitere Fastenmethoden vor.
Die Fastenden nahmen 5 Kilogramm ab
Im Laufe der Fastenzeit kam es zu einem Gewichtsverlust von durchschnittlich 5 kg. Dieser Gewichtsverlust setzte sich folgendermassen zusammen:
- 40 Prozent Fett
- 35 Prozent Wasser
- 25 Prozent Protein (aus stoffwechselaktiven Geweben wie Leber, Nieren, Milz, Darmschleimhaut, Herz und Skelettmuskulatur, wobei der Teil der Muskulatur gering war).
Bereits nach wenigen Fastenstunden waren die Kohlenhydratreserven (Glykogen aus Leber und Muskulatur) aufgebraucht. Jetzt dienten Fett aus den körpereigenen Depots sowie Ketonkörper (die in der Leber aus Fett hergestellt werden) als Hauptbrennstoffe des Fastenstoffwechsels. Ketonkörper können auch vom Gehirn als Brennstoff genutzt werden (statt Glucose).
Gewichtsreduktion durch Fasten
Muskulatur wird kaum abgebaut
Proteine wurden vom fastenden Organismus kaum zur Energiegewinnung genutzt (und das, obwohl kein Protein zugeführt wurde). Der geringe Proteinabbau, der noch stattfand, scheint eher die Vorstufe einer beschleunigten Zell- und Zellstrukturregeneration darzustellen.
Damit ist gemeint, dass der Körper nicht wahllos Proteine abbaut, um daraus Energie zu gewinnen. Er baut also nicht funktionsfähige Muskeln ab, sondern eher solche Eiweissstrukturen, die er sowieso nicht mehr benötigt (z. B. alte und kranke Zellen) und lässt deren Bausteine (ganz im Sinne des Recyclings) dann natürlich auch in den Energiestoffwechsel einfliessen.
Muskulatur verbessert sich durch das Fasten
Schon nach wenigen Fastentagen konnte man ausserdem beobachten, dass der Organismus Proteinsparmechanismen aktivierte, was bedeutete, dass noch weniger Protein zur Energiegewinnung herangezogen wurde und stattdessen verstärkt Fett.
In ihrer Schlussfolgerung schreiben die Wissenschaftler, dass „die Muskelbeteiligung wahrscheinlich geringer ist, als lange befürchtet wurde, und dass Muskeln nach dem Fasten ebenso wiederaufgebaut werden wie andere Organgewebe. Nicht nur blieb ein „Muskelschwund“ aus, die Leistungsfähigkeit der Muskulatur der unteren Extremitäten verbesserte sich nach dem Fasten sogar signifikant, und die der übrigen Muskulatur blieb erhalten.“
Das Wohlbefinden steigt während des Fastens
Das körperliche und auch das emotionale Wohlbefinden steigerten sich während des Fastens signifikant, das Hungergefühl nahm ab. Die Leptinwerte sanken (Leptin ist ein Hormon, das den Appetit anregt). Die Glucose-, Insulin- und Cortisolwerte sanken ebenfalls. Zeitgleich stieg der Spiegel der freien Fettsäuren (und zwar schon in den ersten Stunden des Fastens), was auf Fettabbau hinweist.
Drei Monate nach Fastenende erfolgte eine erneute Untersuchung, die zeigte, dass das Körpergewicht niedriger war als zu Fastenbeginn, dass das während des Fastens verlorene Gewicht also nicht wieder zugenommen wurde.
Fasten mit bewährten Fastenprogrammen
Ideal ist es natürlich, wenn man beim Fasten ein bewährtes Programm umsetzt (siehe Link oben unter „Fastenmethoden“) und einen Fastenarzt zu Rate zieht oder auch gemeinsam mit einem Fastenleiter fastet. Auch spezielle Fastenkliniken sind hierbei eine sehr gute Idee, wo man unter Gleichgesinnten professionell angeleitet fasten kann.