Vegane Fertigprodukte im Supermarkt: Selten gut
Vegan einkaufen ist kein Problem mehr. In wohl jeder Supermarktkette gibt es inzwischen ein veganes Sortiment mit Fleisch-, Wurst- und Milchalternativen. Viele dieser Fertigprodukte mögen vegan sein, von gesund kann jedoch meist nicht die Rede sein. Wir erklären, worauf Sie beim Kauf von veganen Fertigprodukten achten sollten.
Vorsicht: Vegane Produkte im Supermarkt
Gerade Neueinsteiger in die vegane Küche, aber auch Menschen, die gesünder leben möchten oder auch Leute, die einfach mal probieren möchten, wie vegan so schmeckt, greifen im Supermarkt zu den entsprechenden Produkten: zu Burger, Geschnetzeltem, Bratwürstchen oder Hack, vielleicht auch zu Mandeldrink, Sojadrink oder Haferdrink, zu Joghurt und Pudding. Denn die veganen Sortimente in Lidl, Rewe, Kaufland, Edeka und Aldi werden immer umfangreicher.
Das ist zwar im Grunde erfreulich – und oft schmecken die Produkte auch recht gut und authentisch. Wer jedoch vegan UND gesund essen möchte, sollte regelmässig einen Blick auf die nicht selten umfangreichen Inhaltsstofflisten werfen – und wird feststellen: Besonders gesund oder natürlich sind die veganen Fertigprodukte im konventionellen Handel meist nicht.
Konventioneller Mandeldrink versus Bio-Mandeldrink
Nehmen wir den Alpro Mandeldrink, den es z. B. bei Lidl im Sortiment gibt – als Alternative zu Milch. Die Mandeldrink-Original-Variante enthält folgendes (11):
Wasser, Mandeln (2,3%), Zucker, Tricalciumphosphat, Meersalz, Stabilisatoren (Johannisbrotkernmehl, Gellan), Emulgator (Lecithine (Sonnenblumen)), natürliches Aroma, Vitamine (B2, B12, E, D2). (Eine ungesüsste Variante enthält dasselbe, nur keinen Zucker (10).)
Zu viel Phosphat kann schädlich sein
Abgesehen davon, dass der Drink einen geringen Mandelanteil hat, gezuckert und aromatisiert ist sowie Stabilisatoren und Emulgatoren braucht, enthält es Tricalciumphosphat als Calciumzusatz. Man gibt 120 mg dieser Calciumverbindung pro 100 ml in den Pflanzendrink, damit die Milchalternative genauso viel Calcium wie Kuhmilch enthält. Da in der herkömmlichen Ernährung gerade Phosphate im Übermass vorhanden sind, sollte man zur Anreicherung von Lebensmitteln besser andere Calciumverbindungen verwenden. Denn ein Phosphatüberschuss kann zu einer Vielzahl von Krankheiten beitragen, angefangen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck) über Nierenkrankheiten bis hin zur Tumorbildung (6).
Gellan (E418) ist ein Gelier- und Verdickungsmittel, das die Geliereigenschaften von Johannisbrotkernmehl verbessert. Es wird biotechnologisch mithilfe von Pseudomonasbakterien hergestellt. Diese bilden Gellan im Zuge ihres Stoffwechsels. Allerdings können diese Bakterien gentechnisch verändert sein, um ihre Gellanproduktion zu erhöhen, was aber nirgendwo deklariert werden muss. Gellan wird von der Lebensmittelindustrie sehr gern verwendet, da es völlig unempfindlich gegenüber Hitze und Säuren ist und man es daher vielfältig einsetzen kann.
Angereichert mit Vitaminen
Die Drinks von Alpro sind mit Vitaminen angereichert. Beim Vitamin D sind es pro 100 ml lediglich 3 Prozent vom offiziellen Bedarf, der bei 1000 IE liegt (wobei dieser Bedarf aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso zu gering angesetzt ist). Wollte man in Sachen Vitamin D auf angereicherte Lebensmittel setzen, so nützt die im Mandeldrink enthaltene Menge nur, wenn man noch viele andere angereicherte Lebensmittel zu sich nimmt. Denn die 30 IE im Mandeldrink sind andernfalls vernachlässigbar (es sei denn natürlich, man trinkt den Mandeldrink literweise, was aber nicht ratsam ist, da man beim Vitamin E dann in eine Überdosis geraten würde).
Der Bio-Mandeldrink im Vergleich
Der Mandeldrink von Allos aus dem Bio-Fachhandel enthält hingegen nichts weiter als Wasser, Mandeln und Meersalz (12). Die Mandeln sind dabei Bio-Mandeln, und ihr Anteil macht 5 Prozent aus. Bei den Alpro-Mandeldrinks sind es lediglich 2,3 Prozent. Die Mandeln seien jedoch – so ist auf der Alpro Website zu lesen – „nicht irgendwelche Mandeln, sondern sonnenverwöhnte mediterrane Mandeln“. Da Mandeln aber generell nur dort gedeihen, wo die Sonne scheint (Mittelmeerraum, Kalifornien), sind es vermutlich eben doch „irgendwelche“ Mandeln, denn ALLE auf dem Markt befindlichen Mandeln sind sonnenverwöhnt, wobei die Alpro-Mandeln nicht einmal Bio-Qualität haben.
Alpro – der vegane Ableger von Danone
Alpro ist übrigens die vegane Schiene des Danone-Konzerns, der insbesondere mit konventionellen Milchprodukten weltweit pro Jahr um die 2 Milliarden Euro Gewinne einfährt (7) und in seine Fruchtzwerge nach wie vor so viel Zucker mischt, dass diese Zutat an dritter Stelle in der Inhaltsstoffliste steht – noch vor den jeweiligen Fruchtzugaben. Auch die Bio-Marke Provamel, die es nur im Bio-Fachhandel gibt, wurde längst von Danone aufgekauft (um auch im Bio-Handel einen Fuss in der Tür zu haben).
Dennoch, wenn Sie Alpro-Produkte kaufen, sind Sie „einfach gut. Ja, echt!“, liest man auf der Alpro-Website. Denn „du tust damit dir was Gutes und unserer Umwelt gleich mit.“ Zwar ist an Alpro nichts Bio, aber was solls. Es reicht ja schon, wenn Alpro keine genmanipulierten Sojabohnen verwendet (die sowieso nicht für Lebensmittel erlaubt sind und daher auch in keiner anderen Sojamilch enthalten sind) und der Regenwald verschont bleibt.
Zum Abschluss jeder Produktbeschreibung lobt Alpro seine Kunden erneut. „GUT GEMACHT“ steht da in Grossbuchstaben. Da war die Marketing-Abteilung wirklich aufmerksam beim letzten Kundenmanagement-Workshop. Denn dort lernt man: „Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Kunden loben! Lob motiviert Kunden nämlich stärker, sich für Sie ins Zeug zu legen (das Produkt zu kaufen und weiter zu empfehlen, ist damit gemeint), als so manche Rabatte. Die Tatsache, dass der Kunde bei Ihnen kauft, bedeutet schon mal: Er hat alles richtig gemacht. Gratulieren Sie ihm dazu.“ (21)
Fructose im konventionellen Sojadrink
Im Sojadrink light von Alpro ist neben herkömmlichem Zucker zusätzlich noch Fructose enthalten, also eine weitere Zuckerart, die besonders mit Übergewicht, einer Fettleber, Gicht, Nierensteinen und vielen weiteren Gesundheitsbeschwerden in Verbindung gebracht wird. Dazu kommt ein Säureregulator und ein nicht näher definierter „löslicher Mais-Ballaststoff“ (13). Ein mit Calcium angereicherter Sojadrink von Alpro enthält diesen Ballaststoff samt Zucker und Fructose ebenfalls. Dazu kommt ein Säureregulator, Gellan als Stabilisator, zugesetzte Vitamine und verschiedene Aromen (14).
Zum Vergleich: Der Sojadrink natur von Natumi aus dem Bio-Fachhandel enthält nur Wasser und Sojabohnen, sonst nichts (15). Die Variante mit Calcium enthält als natürliche Calciumquelle die Seealge Lithothamnium calcareum, als Süssungsmittel Maissirup sowie etwas Meersalz und einen natürlichen Vanille-Extrakt (16).
Vegane Schinkenwurst: Gewürztes und eingedicktes Eiklar
Da sowohl vegane als auch vegetarische Produkte mit einem grünen V auf einem gelben Kreis gekennzeichnet sind (dem Label der European Vegetarian Union), schauen Sie genau hin, falls Sie nur vegan einkaufen möchten. Unter dem V steht sodann „Vegan“ oder eben „Vegetarisch“. Bei den vegetarischen Produkten sind meist noch Milch- oder Eiprodukte enthalten – etwa bei der vegetarischen Schinkenwurst von Windau, einem Hersteller bzw. einer Marke, die es bei Edeka, Aldi Süd, Netto und Kaufland gibt. Das sind die Zutaten (17):
55% EIKLAR*, pflanzliches Öl (Raps), 10% Gewürzgurken (Gurken, Branntweinessig, Speisesalz, Gewürze), Verdickungsmittel: Xanthan, Carrageen, Johannisbrotkernmehl; Speisesalz, Gewürze, Dextrose, Gewürzextrakte, Gemüseextrakt, Säureregulator: Natriumacetat. *von Eiern aus Freilandhaltung.
Es handelt sich also um nichts anderes als um gewürztes und verdicktes Eiklar mit Gewürzgurken.
Vegetarische Frikadellen: Wasser, Öl und Gluten
Auch bei den vegetarischen Mühlenfrikadellen von der Rügenwalder Mühle (Edeka, Rewe) ist Ei enthalten. Die Komplettdeklaration sieht so aus (2):
Trinkwasser, Rapsöl, 15% Weizengluten, 13% Zwiebeln, 13% Weizenmehl, Säureregulatoren: Kaliumlactat, Natriumacetate, Milchsäure; Eiklar getrocknet, Kochsalz, Traubenzucker, Gewürze, natürliches Aroma, Zucker, Maltodextrin, Hefe.
Melden Sie sich, wenn Sie abgesehen von den Zwiebeln etwas Naturbelassenes bzw. Gesundes darin entdecken sollten. Es sind drei Zuckerformen enthalten (Zucker, Traubenzucker, Maltodextrin), Kochsalz, Aroma, Gluten, Rapsöl, dessen Qualität nicht näher genannt wird und Weizenmehl (vermutlich Auszugsmehl).
Milchsäure, Kaliumlactat und Natriumacetate dienen als Konservierungsstoffe. Der Einsatz von Eiklar wird damit erklärt, dass es einerseits Protein liefere und andererseits für ein angenehmes Mundgefühl und eine gute Textur der Produkte sorge, also deren Biss bestimme, so der Hersteller auf seiner Website (1). Weder die Eier noch eine andere Zutat weisen Bio-Qualität auf. Es werden also konventionell und damit unter extremen Tierqualen erzeugte Eier verwendet – für ein Produkt, das Menschen kaufen, deren Ansinnen es u. a. ist, Tierleid zu vermeiden.
Warum Sie keine Produkte mit Ei kaufen sollten (auch nicht mit Bio-Ei), haben wir in unserem entsprechenden Artikel erklärt (siehe Link).
Menschen- und Tierquälerei in Mast- und Schlachtbetrieben
Auch Tönnies – Deutschlands grösster Schlachtbetrieb – ist längst mit den Verbrauchermarken „Vevia“ und „Gutfried veggie“ auf dem veganen Markt vertreten und preist seine Produkte mit „Gutes ohne Fleisch“ an. Tönnies ist jener Betrieb, der mitten in der Corona-Krise wegen unmenschlicher Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter von sich reden machte. Gleichzeitig erfuhr man von entsetzlichen Tierquälereien in den Mastbetrieben, von denen Tönnies sein Fleisch bezieht.
Im grössten Mastbetrieb Niedersachsens – so zeigten Videos – litten (und leiden wahrscheinlich immer noch) unzählige schwer verletzte Schweine zwischen ihren eigenen Exkrementen und verwesenden Artgenossen. Fußballgrosse Tumore und Abszesse, blutige Verletzungen und humpelnde Tiere erhielten keine Versorgung. Die erlaubte maximale Spaltenbreite der Böden war um 8 cm überschritten. Dennoch hat dieser Betrieb das QS-Prüfzeichen, das „gewissenhafte Tierbetreuung“ und „optimale Haltungsbedingungen“ auszeichnen soll. Tierschützer informierten das Veterinäramt, stellten Strafanzeige und konfrontierten Tönnies live bei SternTV. Aber es wurde von Einzelfällen gesprochen und Tönnies erhält nach wie vor Fleisch von diesem Mastbetrieb – so berichtet das Deutsche Tierschutzbuero auf seiner Website (22).
Auf das Wohlbefinden der Tiere wird hier keinen Wert gelegt – und offenbar auch nicht auf das der Kunden. Denn die Inhaltsstoffliste der Veggie-Fleischwurst von Gutfried sieht ganz und gar nicht wie „Gutes ohne Fleisch“ aus (23):
Trinkwasser, Rapsöl 14%, Hühnereieiweißpulver 9%, Speisesalz, Verdickungsmittel: Carragen, Johannisbrotmehl, Xanthan; Dextrose, Gewürze, Gewürzextrakte, natürliche Aromastoffe, Zitronensaftpulver, färbendes Lebensmittel: Rettichkonzentrat, rot; Farbstoffe: Beta-Carotin; Säuerungsmittel: Citronensäure; Säureregulatoren: Kaliumlactat, Natriumacetate; Buchenholzrauch.
Auch hier haben wir eine aromatisierte, gewürzte und eingedickte sowie gefärbte Mischung aus Wasser, Öl und Eieiweisspulver. Aber wenigstens die Verpackung ist öko, werden Sie denken. Denn da steht gross unter einem grünen Herz „Wir verpacken nachhaltig“.
Pseudo-Nachhaltigkeit bei der Verpackung
Die Wahrheit aber ist, dass Tönnies auf das sogenannte „chemische Recycling“ setzt, bei dem ausgewählter Verpackungsmüll mit enormem Energieaufwand wieder in Öl verwandelt wird. Aus dem Öl entsteht dann neues Plastik – so die Erklärung der Initiative Frosch-Recycling-Check. Chemisches Recycling ist so wenig umweltfreundlich und nachhaltig, dass es vom deutschen Umweltministerium gar nicht als echtes Recycling anerkannt wird. Im Gegenteil: „Chemisches Recycling verführt Verpackungshersteller dazu, weiter auf billiges Verbundplastik zu setzen, statt in nachhaltige und für Recycling optimierte Verpackungen mit hoher Lebensdauer zu investieren.“ Gutfried ist also nicht gut, sondern sogar sehr schädlich für die Umwelt (24).
Hochwertige Burger aus dem Bio-Fachhandel
Wenn Sie nun zum Vergleich einen Burger aus dem Bio-Fachhandel probieren, z. B. den Cashew-Black-Bean-Burger von Soto, dann werden Sie feststellen, dass ein veganer Burger/eine vegane Frikadelle auch ohne Ei sehr gut schmeckt, vielleicht sogar besser, weil zudem das Fleischaroma fehlt, das im konventionellen Handel wohl jeder Fleischalternative übergestülpt wird, aber viele vegan lebende Menschen gar nicht mehr möchten. Die Zutatenliste des Soto-Burgers sieht so aus (3):
Schwarze Bohnen* (26%), Paprika* (15%), Kartoffeln* (13%), Maispaniermehl* (Maisgrieß*, Salz), Zwiebeln* (7%), CASHEWKERNE* (6%), Tomaten*(6%), Buchweizenmehl*, Tomatenmark*, Mais*, Petersilie*, Rauchsalz (Steinsalz, Rauch), Gewürze*, Sonnenblumenöl* * aus biologischem Anbau
Die Zutaten sind also vollständig aus Bio-Anbau und weitgehend vollwertig und naturbelassen. Weizen, Gluten, überflüssige Zusatz- und Hilfsstoffe, ja sogar Sojaprodukte fehlen vollständig, was zeigt, dass es auch ohne diese Stoffe geht.
Hoher Proteingehalt auch ohne Gluten und Soja
Nun enthält aber die Mühlen Frikadelle der Rügenwalder Mühle 15 g Eiweiss pro 100 g (was am isolierten Gluten liegt), der Burger von Soto nur knapp 6 g, da er vollwertige Proteinquellen (Bohnen, Kartoffeln, Cashewkerne) enthält, die natürlich nicht nur aus Protein bestehen, was den Proteingehalt senkt. Deshalb stellen wir zum Vergleich noch den „High Protein“ Burger von Soto vor, der wie die Mühlen Frikadelle 15 g Eiweiss liefert (4):
Quinoa* (25%), Erbsen-Ackerbohnen-Protein* (Erbse* (12%), Ackerbohne* (3%)), Tomatenmark*, Karotten* (9%), Mais* (5%), Paprika* (5%), Tomaten* (5%), Zwiebeln* (5%), Sonnenblumenkerne*, Kürbiskernprotein* (4%), Leinmehl*, Petersilie*, Sonnenblumenöl*, Gewürze*, Meersalz, Rohrohrzucker*, Zwiebelpulver* *aus kontrolliert ökologischem Anbau
Sie sehen auch hier, dass man ohne Gluten, ohne tierisches Protein und auch hier ohne Zusatzstoffe und ohne Soja ein hochwertiges Lebensmittel herstellen kann. Der Preisunterschied ist – vor allem wenn man die Qualitätsunterschiede berücksichtigt – nicht gross. Von den Mühlen Frikadellen kosten 100 g 1,55 Euro, während beim hochwertigen Bio-Produkt 100 g 1,95 Euro kosten.
Veganer Pudding: Besser selber machen!
Auch Ehrmann, eine der grössten Molkereien Deutschlands (Sie wissen schon: Keiner macht mich mehr an), ist längst auf den veganen Zug aufgesprungen und bietet z. B. veganen Pudding an. Um zu entscheiden, ob man diesen kaufen möchte, sind nicht nur die Inhaltsstoffe interessant, sondern auch die Firmenphilosophie im Allgemeinen und vor allem, wie es den Kühen geht, die ihre Milch für Ehrmann spenden müssen.
Liest man nun auf der Ehrmann-Website nach, ist man angenehm überrascht. Ein Familienunternehmen aus dem schönen Allgäu, das „die Milch für unsere Produkte täglich frisch von bäuerlichen Familienbetrieben“ erhält. „Die Kühe unserer Milchlieferanten werden in Gruppen von durchschnittlich 50 Tieren pro Hof gehalten und kommen überwiegend aus eigener Nachzucht“, steht dort (19). Von Ehrmann könnte man doch eigentlich auch richtige Milchprodukte kaufen oder nicht?
Die Welttierschutzgesellschaft e. V. machte jedoch im Jahr 2016 einen „Weidecheck“ bei Molkereien und Lebensmittelkonzernen, auch bei der Ehrmann AG. Die Fragen waren eigentlich einfach: „Wie hoch ist der Anteil der Kühe (Ihrer Lieferanten), die noch auf der Weide grasen dürfen? Wie hoch ist die Zahl der Kühe, die teil- oder ganzjährig im Stall angebunden werden?“ Und da auf den Joghurts (Almighurt) von Ehrmann eine wunderbare Alpenlandschaft abgebildet ist, geht man als Verbraucher irgendwie davon aus, dass dort die Kühe weiden, deren Milch in die Ehrmann-Produkte kommt. Weit gefehlt.
Ehrmann schrieb der Welttierschutzgesellschaft e. V.: Da die abgebildete Alpenlandschaft auf Produktverpackung und Website keine Kühe zeige, fände auch keine Verbrauchertäuschung statt. Die Kühe würden überwiegend in modernen Laufställen mit viel Licht und frischer Luft gehalten. Viele kleinere Betriebe mit Anbindeställen böten den Tieren im Frühjahr und Herbst Weidezugang (was heisst, dass die Kühe im Sommer und Winter rund um die Uhr angebunden im Stall verharren müssen). Die konkrete Frage danach, wie hoch der Anteil der Kühe sei, die auf die Weide kommen, blieb jedoch unbeantwortet. Ebenfalls die Zahl der Kühe, die teil- oder ganzjährig im Stall angebunden werden, wurde nicht genannt (20).
Auf unsere Nachfrage im August 2021, wie denn die Situation mittlerweile ist, erhielten wir den fast identischen Wortlaut wie jener in der Mail von vor 5 Jahren an die Welttierschutzgesellschaft („Nach wie vor gilt, dass die Kühe überwiegend in modernen Laufställen mit viel Licht und frischer Luft …“ usw.). Inzwischen jedoch zeigt die Alpenlandschaft zumindest auf der Website des Unternehmens auch Kühe. Also doch Verbrauchertäuschung.
Das ist ernüchternd, genauso die Inhaltsstoffliste des veganen Schokopuddings von Ehrmann (18):
Wasser, Zucker, Kokosnussmilch 8%, ganz gehärtetes Kokosfett, modifizierte Stärke, Kichererbsen, Kakaopulver 1,8%, pflanzliches Öl (Sonnenblume), pflanzliches Fett (Kokosnuss), Stärke, Glukosesirup, natürliches Aroma, Feuchthaltemittel (Sorbit), Glukose, fettarmes Kakaopulver 0,2%, Verdickungsmittel (Carrageen), Emulgatoren (E471, E 481, E 435, E 475), Salz, Stabilisatoren (E 460, E 461, E 466), Säureregulatoren (Natriumcitrate, E 339).
Natürlich sind auch harmlose Zutaten dabei, wie Kichererbsen, Kokosmilch, Kakaopulver und Kokosöl (wenn es denn ein hochwertiges ist). Alles andere ist überflüssig und belastet den Körper unnötig.
Bevor Sie zu einem solchen Produkt greifen, machen Sie Ihren Pudding bitte selbst! Entweder mit einem Puddingpulver aus dem Bio-Handel (z. B. Rapunzel), das nichts weiter als Kakao, Maisstärke und etwas Meersalz enthält und das Sie mit 500 ml pflanzlicher Milch und einem Süssungsmittel nach Wahl in einen gesunden Pudding verwandeln können. Oder Sie suchen sich in unserer Rezepterubrik aus über 20 Puddingrezepten eines aus, das Ihnen besonders gut gefällt, z. B. unser Schokopudding-Rezept.
Grosskonzerne sichern sich den Veggie-Markt
Die meisten veganen Produkte aus den herkömmlichen Supermärkten werden also von den üblichen Grosskonzernen hergestellt (Alpro (Danone), Ehrmann, Garden Gourmet (Nestlé), The Vegetarian Butcher (Unilever), Rügenwalder Mühle), die allesamt insbesondere mit Fleisch, Wurst und Milchprodukten Geschäfte machen. Sie als Verbraucher unterstützen daher mit dem Kauf dieser veganen Produkte Konzerne, die ihre Hauptgewinne nach wie vor mit der Ausbeutung und dem Leid von Millionen Tieren erzielen und nur deshalb ein veganes Sortiment anbieten, weil man den Veggie-Boom nicht ungenutzt an sich vorüberziehen lassen möchte. Heftige Kämpfe um Marktanteile stünden bevor, berichtete die Neue Westfälische im Mai 2021 (9).
Danone beispielsweise will mit seiner Marke Alpro (derzeit in Europa Branchenführer im Bereich Milchersatz) den Umsatz bis 2025 auf jährlich fünf Milliarden Euro verdoppeln (9). Und bei der Rügenwalder Mühle stieg die Veggie-Nachfrage in den letzten Monaten gar so sehr, dass das niedersächsische Unternehmen seit Juli 2020 mehr Umsatz mit vegetarischen und veganen Produkten macht als mit klassischer Wurst (8).
Kaufen Sie nur vegane Produkte, die auch gesund sind
Dennoch verarbeitet die Rügenwalder Mühle pro Woche 300 Tonnen Schweine- und Geflügelfleisch (5). Angenommen die 300 Tonnen bestünden zur Hälfte aus Schweinefleisch und zur anderen Hälfte aus Geflügelfleisch, dann wären das pro Woche etwa 1.670 Schweine, die für diesen einen Betrieb in Deutschland sterben (vorausgesetzt pro Schwein würde man 75 Prozent des Schlachtgewichts nutzen). Dazu kommen für die Geflügelwurstprodukte 75.000 Hühner – ebenfalls pro Woche. 75.000 Leben, die wöchentlich im LKW angekarrt und getötet werden, für Produkte, die kein Mensch zum Leben oder gesund sein braucht.
Nicht weniger traurig ist aber, dass die veganen Produkte in den Supermärkten grösstenteils deshalb so grossen Aufschwung erleben, weil sich die Menschen gesünder ernähren möchten, mit diesen Produkten genau das aber NICHT möglich ist, wie Sie oben gesehen haben. Zwar setzen Sie ein Zeichen, wenn Sie vegan einkaufen. Denn es ist natürlich wunderbar, wenn die Fleischindustrie dadurch mehr auf pflanzenbasierte Produkte setzt und dafür vielleicht langfristig die Fleischverarbeitung reduziert.
Doch sollten die veganen Alternativen schon auch hochwertig und gesund sein. Sie setzen daher erneut ein Zeichen, wenn Sie Produkte bewusst NICHT kaufen, die nur schmecken wie das Original, aber im Grunde nichts anderes sind als preiswerte Rohstoffe, denen man mit Zusatzstoffen die gewünschte Konsistenz verpasst und anschliessend künstlich aromatisiert.
Lesen Sie die Inhaltsstofflisten!
Bleiben Sie beim Einkaufen aufmerksam, kritisch und achtsam. Schauen Sie auf den Hersteller und entscheiden Sie, welche Konzerne Sie mit Ihrem Einkauf unterstützen möchten. Lesen Sie die Inhaltsstofflisten und überlegen Sie vor dem Kauf, ob Ihnen das Produkt tatsächlich gut tun würde oder ob Sie nicht vielleicht doch einmal in einem Bio-Supermarkt vorbeischauen sollten. Dort finden Sie vorwiegend Produkte von Unternehmen, die von Idealisten gegründet wurden, von Menschen, die selbst vegan leben und überdies schon vor Jahrzehnten ans Klima und die Umwelt dachten und nicht erst jetzt, weil es gerade so trendy ist und beim Verbraucher so gut ankommt.
Fertigprodukte selber herstellen ist oft ganz einfach
Vieles aber, das Sie bisher als Fertigprodukt gekauft haben, können Sie auch ganz leicht und lecker selber machen, etwa Frikadellen oder Brotaufstriche, selbst vegane Milch lässt sich schnell und preiswert in der eigenen Küche herstellen. In unserer Rezepterubrik finden Sie die entsprechenden Rezepte. Sie sind herzlich eingeladen, dort einmal vorbeizuschauen! Oder auch in unserem Kochstudio auf Youtube, wo unsere Köche Ihnen gutgelaunt zeigen, wie einfach es ist, vegan zu kochen: schnell, köstlich, abwechslungsreich und vor allen Dingen gesund!