Cannabis – Vorteile und Nachteile

Cannabis hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und wird mittlerweile in vielen Ländern als Heilpflanze anerkannt. In Deutschland ist Cannabis seit 2024 auch für die nicht-medizinische Verwendung legalisiert, was den Zugang zu dieser vielseitigen Pflanze erheblich erleichtert. In diesem Artikel klären wir über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten auf und beleuchten potenzielle Risiken.

Was ist Cannabis?

Cannabis (Hanf) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Hanfgewächse. Die wichtigste kultivierte Art heißt Cannabis sativa. Daneben wird auch der Indische Hanf, Cannabis indica, als Nutzpflanze angebaut.

Beide können in der Textil- oder Papierindustrie oder zur Herstellung von Baumaterial eingesetzt werden. Die Hanfsamen können einfach so gegessen oder zur Gewinnung von Hanföl (Speiseöl und Öl für kosmetische Zwecke) verwendet werden ( 1 ) ( 3 ).

Will man Cannabis medizinisch einsetzen oder als Genuss-/Rauschmittel, dann stammt dieses entweder aus Cannabis sativa, Cannabis indica oder sehr oft aus Kreuzungen beider Arten (Hybride). Letztere kombinieren dann auch die Eigenschaften beider Arten und zeigen eine ausgewogenere Wirkung.

Manchmal ist noch von Cannabis ruderalis die Rede. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob dies tatsächlich eine eigene Art oder nur eine Varietät von Cannabis sativa ist. Oft wird erklärt, es sei eine wilde Unterart, die den Vorteil hat, dass sie abhängig vom Alter blüht und nicht – wie andere Arten – auf Tageslichtstunden angewiesen ist.

Was ist der Unterschied zwischen sativa und indica?

Pflanzen der Art Cannabis sativa sind deutlich größer (3 – 4 Meter) als Indica-Arten (1,5 – 2 Meter). Sie brauchen mehr Wärme, während Indica-Arten diesbezüglich robuster sind.

Sativa-Arten sollen eher belebend und energetisierend wirken, weshalb sie tagsüber konsumiert werden und bei Depressionen, Müdigkeit und zur Förderung der Kreativität verwendet werden.

Indica-Arten sollen dagegen entspannend und beruhigend wirken. Sie werden daher am Abend konsumiert und zur Linderung von Schmerzen und Angstzuständen und bei Schlafproblemen eingesetzt.

Hybride (Kreuzungen aus Sativa- und Indica-Arten) enthalten sowohl energetisierende als auch entspannende Elemente – je nach dem Verhältnis der Sativa- und Indica-Anteile. Die Sorte California Orange beispielsweise hat ein Verhältnis von 50:50, die Sorte Skunk ein Verhältnis von 20:80 und Amnesia Haze 70:30.

Ruderalis-Blüten haben kaum Wirkung, auch sind die Pflanzen eher ertragsschwach. Doch werden sie gelegentlich mit Indica- und Sativa-Sorten gekreuzt, was diese dann dazu bringt, unabhängig von den Lichtstunden zu blühen, was den Anbau vereinfacht. Entsprechende Sorten werden auch Autoflowers genannt.

Welcher Pflanzenteil wird verwendet?

Wenn Cannabis medizinisch oder als Genussmittel verwendet werden soll, dann benötigt man die weiblichen Blüten. Denn nur diese enthalten drüsenartige Strukturen (Trichomen), in denen die psychoaktiven und therapeutisch genutzten Inhaltsstoffe erzeugt werden ( 2 ).

Hanf ist zweihäusig, was bedeutet, dass sich weibliche und männliche Blüten nicht (wie bei vielen anderen Pflanzen) auf ein und derselbe Pflanze befinden. Es gibt stattdessen weibliche und männliche Pflanzen. Will man Cannabis daher selbst anbauen und ernten, braucht man die weiblichen Pflanzen.

Kauft man hochwertige Jungpflanzen (meist aus Stecklingen gezogen), dann handelt es sich dabei um weibliche Pflanzen. Und auch beim Saatgut muss man nicht mehr fürchten, dass womöglich männliche Pflanzen entstehen. Denn Cannabis-Saatgut ist meist feminisiert. Das bedeutet, die Samen bringen nahezu ausschließlich (zu 99,5 %) weibliche Pflanzen hervor.

Wie kann man feminisierte Cannabissamen herstellen?

Damit eine Pflanze nur weibliche Samen produziert, geht man folgendermaßen vor:

Eine gesunde und hochwertige weibliche Pflanze wird entweder mit kolloidalem Silber oder Silberthiosulfat besprüht. Dadurch wird der Hormonhaushalt der Pflanze verändert und sie produziert nun plötzlich männliche Blüten.

Mit den Pollen dieser männlich gewordenen Blüten (die aber ein rein weibliches Erbmaterial haben) werden dann die weiblichen Blüten anderer Pflanzen bestäubt (die nicht mit Silber behandelt wurden). Wenn rein weiblicher Pollen weibliche Blüten bestäubt, dann fehlt „männliches Erbmaterial“ und es können nur weibliche Samen entstehen.

Wie heißt Cannabis noch?

Cannabisblüten sind auch unter den Namen

  1. Gras,
  2. Weed und
  3. Marihuana bekannt.

Das Harz, das von weiblichen Pflanzen produziert und zu Blöcken gepresst wird, heißt Haschisch.

Es wird geschätzt, dass etwa 4 Prozent der Weltbevölkerung, das sind rund 200 Millionen Menschen, regelmäßig Cannabis konsumieren (2).

Rechtliche Situation in der EU

Innerhalb der Europäischen Union variiert die rechtliche Situation stark. Während Länder wie die Niederlande und Spanien schon länger liberalere Ansätze verfolgen, sind in anderen Ländern wie Frankreich und Schweden strenge Verbote weiterhin in Kraft. Die EU arbeitet an einer Harmonisierung der Regelungen, um den Umgang mit Cannabis innerhalb der Union zu vereinheitlichen ( 6 ).

In Deutschland wurde Cannabis 2024 für den privaten Gebrauch legalisiert. Das Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis wurde im Februar 2024 vom Bundestag beschlossen und im März vom Bundesrat gebilligt ( 5 ).

Cannabis-Gesetz in Deutschland

Durch das Cannabisgesetz wird der private Eigenanbau sowie der gemeinschaftliche Anbau in sogenannten Anbauvereinigungen (Cannabis Social Clubs) zum Eigenkonsum legalisiert. Weiterhin sollen in einem zweiten Schritt regionale Lieferketten etabliert werden (5).

Hintergrund für die Legalisierung von Cannabis ist der zuvor verbreitete illegale Erwerb und Konsum des Rauschmittels. Nach Ansicht der Bundesregierung stellt dies ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar.

Produkte vom Schwarzmarkt haben unbekannte Gehalte an THC und können außerdem Verunreinigungen oder zusätzlich synthetische Cannabinoide enthalten, sodass die Wirkstärke nicht eingeschätzt werden kann (5).

Das Gesetz zielt darauf ab, die Konsumenten zu schützen, Drogenkriminalität zu reduzieren und den Schutz Minderjähriger zu verbessern (5).

Wie viel Cannabis darf man besitzen?

Der Erwerb, Anbau und Besitz ist nur für Erwachsene zum Eigenbedarf erlaubt. Die Weitergabe an Kinder und Jugendliche und der Handel sind strafbar (5).

Jede erwachsene Person darf bis zu 50 g getrocknetes Cannabis am jeweiligen Wohnort zum Eigenkonsum besitzen. Mitgeführt werden dürfen bis zu 25 g (5).

Wie viele Pflanzen darf man anbauen?

Der Eigenanbau am Wohnsitz ist für alle Erwachsenen erlaubt, die seit mindestens 6 Monaten einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben. Es gilt dabei, dass pro volljähriger Person im Haushalt bis zu 3 Cannabispflanzen gleichzeitig angebaut werden dürfen (5).

Cannabissamen dürfen aus anderen EU-Staaten zum privaten Eigenanbau eingeführt werden, auch Online-Bestellungen und der Versand nach Deutschland sind zulässig. Samen und Stecklinge können außerdem von Anbauvereinigungen (Cannabis Social Clubs) erworben werden (5) – siehe weiter unten.

Worauf ist beim Privatanbau zu achten?

Beim Eigenanbau müssen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, die sicherstellen, dass Kinder, Jugendliche und Dritte keinen Zugang zu den Pflanzen, den Samen und der Ernte haben. Hierfür eignen sich z. B. abgeschlossene Räumlichkeiten und Schränke (5).

Weiterhin darf es nicht zu Belästigungen der Nachbarschaft kommen, beispielsweise durch Gerüche. Um dies zu vermeiden, eignen sich z. B. Lüftungs- oder Luftfilteranlagen (5).

Anbauvereinigungen: Cannabis Social Clubs

Anbauvereinigungen (Cannabis Social Clubs CSC) sind eingetragene Vereine oder Genossenschaften, die gemeinschaftlich Cannabis zum Eigenbedarf anbauen und ernten und auch Cannabis an Mitglieder abgeben. Dieses muss nicht bezahlt werden, dafür werden Mitgliedsbeiträge bezahlt.

Als Mitglied einer Anbauvereinigung bekommt man höchstens 25 g Cannabis pro Tag und höchstens 50 g Cannabis pro Monat zum Eigenkonsum.

Wer zwischen 18 und 21 Jahre alt ist, erhält maximal 30 g pro Monat, wobei der THC-Gehalt nicht höher als 10 Prozent sein darf.

Das Cannabis erhält man entweder in Form von Marihuana (getrockneten Blüten und blütennahen Blättern) oder als Haschisch. CSCs dürfen hingegen keine Joints weitergeben (Mischungen mit Tabak) und auch keine Haschkekse.

Den „Stoff“, den man als Mitglied von seinem CSC erhalten hat, darf man nicht an andere Personen weitergeben.

Will man von seinem Social Club Samen und Pflanzen beziehen, dann erhält man pro Monat bis zu 7 Samen oder 5 Stecklinge (zum Eigenanbau).

Auch Nicht-Mitglieder erhalten von CSCs Samen und Stecklinge – gegen den Selbstkostenpreis.

Anbauvereinigungen müssen einen Mindestabstand von 200 m zu Schulen und anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie zu Spielplätzen einhalten (5).

Unterschied: Medizinisches und „normales“ Cannabis

Medizinisches Cannabis und frei verkäufliches Cannabis für den Freizeitgebrauch sind nicht das Gleiche. Der Anbau, die Trocknung und die weitere Verarbeitung der medizinisch eingesetzten Pflanzen sind streng kontrolliert.

Die fertigen Arzneimittel werden außerdem auf ihre Qualität geprüft. So werden insbesondere die Wirkstoffkonzentrationen von THC und CBD bestimmt und eine Untersuchung auf Schadstoffrückstände durchgeführt.

Für medizinisches Cannabis ist es unabdingbar, dass die Präparate (z. B. Kapseln, Sprays) eine weitgehend konstante Konzentration der Wirkstoffe aufweisen. Sonst wäre keine gezielte Dosierung und Therapie möglich.

Medizinisches Cannabis kann nur durch Ärzte verschrieben werden und wird u. a. bei Multipler Sklerose, chronischen Schmerzen und Spastiken eingesetzt.

Frei verkäufliches Cannabis kann Qualitäts- und Wirkstoffschwankungen aufweisen.

Wichtige Inhaltsstoffe von Cannabis

In Cannabis wurden mehr als 500 verschiedene chemische Verbindungen identifiziert. Besonders hervorzuheben sind die Cannabinoide, von denen über 120 bekannt sind. Diese Verbindungen sind für die psychoaktiven und therapeutischen Wirkungen der Pflanze verantwortlich.

Neben Cannabinoiden enthält Cannabis auch Terpene und Flavonoide, die zur Aromatik und den spezifischen Wirkungen der Pflanze beitragen (3).

Cannabinoide

Cannabinoide haben ein gemeinsames chemisches Grundgerüst und wirken durch Bindung an bestimmte Rezeptoren im menschlichen Körper. Im Abschnitt “Wie wirkt Cannabis?” gehen wir näher darauf ein. Zu den häufig vorkommenden Cannabinoiden gehören:

  1. Tetrahydrocannabinol (THC)
  2. Cannabidiol (CBD)
  3. Cannabinol (CBN)
  4. Cannabigerol (CBG)
  5. Cannabichromen (CBC) (1)

Terpene

Terpene sind eine große Gruppe an sekundären Pflanzenstoffen und kommen in vielen Pflanzen vor. Oft handelt es sich um ätherische Öle. Terpene sind für den charakteristischen Geruch und Geschmack von Cannabis verantwortlich.

In Cannabis wurden über 150 verschiedene Terpene identifiziert. Terpene haben auch potenzielle therapeutische Wirkungen, wie zum Beispiel beruhigende oder entzündungshemmende Eigenschaften (1).

Flavonoide

Flavonoide sind ebenfalls sekundäre Pflanzenstoffe, die in Cannabis und anderen Pflanzen vorkommen. Sie sind für die Farben von Früchten und Blüten verantwortlich und tragen auch zu bestimmten Gerüchen bei.

Flavonoide haben schützende Funktionen in Pflanzen und können antioxidative, entzündungshemmende und möglicherweise krebshemmende Wirkungen haben (1).

Wie wirkt Cannabis?

Cannabis wirkt auf vielfältige Weise auf den menschlichen Körper und Geist. Zu den bekanntesten Wirkungen gehören:

  1. die Linderung von Schmerzen
  2. die Entspannung der Muskulatur
  3. die Steigerung des Appetits
  4. die Veränderung der Wahrnehmung und Stimmung

Diese Wirkungen sind hauptsächlich auf die Interaktion der Cannabinoide mit dem sogenannten Endocannabinoid-System des Menschen zurückzuführen.

Das Endocannabinoid-System – ECS

Das Endocannabinoid-System, kurz ECS genannt, ist ein komplexes Signalnetzwerk im menschlichen Körper. Es wurde in den 1990er Jahren entdeckt und spielt eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung der Homöostase, also des inneren Gleichgewichts im Körper ( 7 ). Es ist hauptsächlich dazu da, überschießende Reaktionen im Körper auch wieder zu beenden.

Das ECS besteht hauptsächlich aus zwei Arten von Rezeptoren: CB1 und CB2.

CB1-Rezeptoren sind überwiegend im zentralen Nervensystem, also im Gehirn und Rückenmark, zu finden. Sie sind maßgeblich an der Regulation von Schmerz, Stimmung, Appetit und Gedächtnis beteiligt.

CB2-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich im peripheren Nervensystem und in Immunzellen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Entzündungsprozessen (7).

An diese Rezeptoren können sich bestimmte körpereigene Botenstoffe binden. Man nennt sie Endocannabinoide. Dadurch werden die Rezeptoren aktiviert, was nun zu unterschiedlichen Reaktionen im Körper führt, z. B. zu einer Schmerzlinderung, Stimmungsaufhellung, Angstlösung, einem wacheren Geist, besseren Gedächtnis und vielem mehr.

Sobald die Endocannabinoide gewirkt haben, werden sie vom Körper wieder abgebaut.

Endocannabinoide haben eine ähnliche Struktur wie die Cannabinoide aus Cannabis, nur werden sie vom Körper selbst gebildet, daher der Wortteil „Endo-„, der für „innerhalb“, also innerhalb des Körpers steht.

Cannabis aktiviert das ECS

Aufgrund der Strukturähnlichkeit können auch die Cannabinoide aus Hanf (insbesondere THC und CBD) an die Rezeptoren des ECS binden, diese aktivieren und zu den genannten Reaktionen führen.

  1. THC bindet vor allem an CB1-Rezeptoren im Gehirn, was die typischen psychoaktiven Effekte wie Euphorie und veränderte Wahrnehmung hervorruft.
  2. CBD hingegen beeinflusst das ECS indirekt, indem es die Bindung und Wirkung von Endocannabinoiden verstärkt, ohne selbst psychoaktive Effekte auszulösen ( 8 ).

Warum wird Cannabis konsumiert?

Cannabis wird (wenn es nicht gerade aufgrund einer Krankheit als Arzneimittel verordnet wird) meist deshalb konsumiert, weil das Inhalieren von Rauch (Joints) oder Dampf (Vaporizer) oder auch der Verzehr von Haschkeksen (Rezepte finden Sie zahlreich im Netz) zum „High“ führen.

Das Gefühl, „high“ zu sein, beschreibt eine gewisse Euphorie, in deren Verlauf es zu Albernheit und Lachflashs kommen kann, obwohl eigentlich nichts besonders lustig ist. Es kommt rasch ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen auf. Auch werden Farben, Gerüche, Berührungen und Klänge anders wahrgenommen.

Der Körper entspannt sich, wird schwer. Stress lässt nach. Sorgen verschwinden.

Allerdings reagiert auch jeder Mensch anders – der eine positiv, der andere eher negativ – auch abhängig von der verwendeten Cannabis-Sorte und -Qualität und natürlich von der konsumierten Menge.

Ungünstige Wirkungen können Angst und Panikattacken sein, z. B. das Gefühl, verfolgt zu werden. Auch können Halluzinationen entstehen, genauso Herzrasen, Schwindel und Kreislaufbeschwerden.

Bei diesen Krankheiten kann Cannabis eingesetzt werden

U. a. bei den folgenden Erkrankungen kann Cannabis (meist medizinisches auf Rezept) eingesetzt werden:

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen sind eine der häufigsten Indikationen für den medizinischen Einsatz von Cannabis. Verschiedene Studien am Menschen haben gezeigt, dass Cannabis und Cannabinoide signifikant zur Schmerzreduktion beitragen können. Der Einsatz ist insbesondere bei neuropathischen Schmerzen (Nervenschmerzen) vielversprechend ( 9 ).

Die Wirkung von Cannabis bei chronischen Schmerzen wird hauptsächlich durch die Aktivierung der CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem vermittelt. Diese Aktivierung kann die Schmerzsignale im Gehirn modulieren und dadurch die Wahrnehmung von Schmerz verringern.

Zudem haben Cannabinoide entzündungshemmende Eigenschaften, die zur Schmerzlinderung beitragen können ( 10 ). In unserem Beitrag über CBD-Öl zur Schmerzlinderung lesen Sie, wie schon allein CBD bei Schmerzen helfen kann.

Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der Cannabis signifikante therapeutische Vorteile gezeigt hat. So können Cannabinoide Muskelspastiken und Schmerzen bei MS-Patienten reduzieren und auch andere Symptome lindern ( 13 ).

Sativex®, ein Mundspray, das THC und CBD enthält, ist in vielen Ländern zur Behandlung von MS-bedingten Spastiken zugelassen.

Cannabis wirkt bei MS durch die Reduktion von Entzündungen und die Entspannung der Muskeln. Die Aktivierung der CB1- und CB2-Rezeptoren hilft, die neurodegenerativen Prozesse zu verlangsamen und die Symptome zu lindern.

Krebs

Die Anwendung von Cannabis bei Krebspatienten konzentriert sich hauptsächlich auf die Linderung von Symptomen und Nebenwirkungen der Krebstherapie. Studien an Krebspatienten haben gezeigt, dass Cannabis die Übelkeit und das Erbrechen, die durch die Chemotherapie verursacht werden, reduzieren kann ( 14 ).

So sind beispielsweise die beiden synthetischen THC-Derivate Dronabinol und Nabilone in Deutschland und anderen Ländern zur Behandlung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen zugelassen.

Weiterhin haben Studien an Zellkulturen gezeigt, dass Cannabinoide (vor allem CBG) und Terpene antitumorale Eigenschaften besitzen. Diese Stoffe können u. a. das Wachstum von Krebszellen hemmen und den programmierten Zelltod (Apoptose) auslösen ( 15 ). Diese Effekte müssen jedoch noch in klinischen Studien am Menschen bestätigt werden.

Risiken und Nebenwirkungen

Der Konsum von Cannabis birgt Risiken und kann Nebenwirkungen haben:

Atemwegserkrankungen durch Rauchen

Das Rauchen von Cannabis bringt wie das Rauchen von Tabak Gefahren für die Lungengesundheit mit sich, da beim Verbrennungsprozess schädliche Substanzen freigesetzt werden können.

So berichten verschiedene Studien, die Daten von Cannabis-Konsumenten auswerteten, z. B. von Symptomen wie Husten oder dem Auftreten einer chronischen Bronchitis in Folge des regelmäßigen Rauchens von Cannabis ( 18 ).

Allerdings sind die Auswirkungen von Cannabis auf die Lunge sehr komplex und einige Studien zeigen auch positive Auswirkungen wie eine Vergrößerung der Vitalkapazität der Lunge. Das ist ein wichtiger Parameter der Lungenfunktionsprüfung und gibt das maximale Atemvolumen an, das nach maximaler Einatmung auf einmal ausgeatmet werden kann.

Psychische Störungen

Ein erheblicher Teil der Forschung konzentriert sich auf die Auswirkungen von THC auf die psychische Gesundheit.

Studien haben gezeigt, dass hoher Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für psychische Störungen wie Angstzustände, Depressionen und Psychosen verbunden ist. Besonders anfällig sind Personen, die genetisch oder aufgrund ihrer Lebensumstände bereits ein erhöhtes Risiko für solche Erkrankungen haben.

Eine Meta-Analyse (Auswertung von vielen Studien), die im Jahr 2020 veröffentlicht wurde, zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen regelmäßigem Cannabiskonsum und der Entwicklung von Schizophrenie.

THC kann die Symptome von psychischen Störungen verstärken und bei anfälligen Personen Psychosen auslösen ( 19 ). CBD hingegen wird in einigen Studien als potenziell antipsychotisch beschrieben, was jedoch weiterer Forschung bedarf.

Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten und des Gedächtnisses

Der Konsum von Cannabis, insbesondere von THC, kann die kognitiven Fähigkeiten und das Gedächtnis beeinträchtigen. Kurzfristig kann dies zu einer Beeinträchtigung der Lern- und Erinnerungsfähigkeit führen.

Langfristiger und intensiver Konsum kann zu dauerhaften Veränderungen der Gehirnstruktur und -funktion führen, insbesondere wenn der Konsum in der Jugend beginnt, da das Gehirn in dieser Phase noch in der Entwicklung ist ( 20 ).

Laut einer Meta-Analyse haben Personen, die in ihrer Jugend regelmäßig Cannabis konsumierten, im Erwachsenenalter eine geringere kognitive Leistung. Diese Effekte waren insbesondere bei Personen ausgeprägt, die schon vor dem 18. Lebensjahr mit dem regelmäßigen Konsum begonnen hatten ( 21 ).

Beeinflussung der Fruchtbarkeit

Die Auswirkungen von Cannabis auf die Fruchtbarkeit sind bisher nicht vollständig geklärt. Studien am Menschen zeigen jedoch, dass es sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu einer negativen Beeinträchtigung kommen könnte. Es geht dabei insbesondere um THC ( 16 ).

Bei Männern kann der Konsum zu einer Verringerung der Anzahl und Beweglichkeit der Spermien sowie zu einer Änderung ihrer Form (Morphologie) führen. Dies könnte bei chronischem Konsum das Risiko einer Unfruchtbarkeit erhöhen.

Bei Frauen kann der Konsum von Cannabis den Eisprung verzögern oder verhindern und den Zyklus stören. Darüber hinaus könnte der Konsum die Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einer befruchteten Eizelle beeinträchtigen und – wenn es zu einer Schwangerschaft kam – die Entwicklung des Kindes stören.

Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt durch THC

THC-haltige Cannabis-Präparate können die Herzfunktion stören und das Risiko für Arrhythmien, einen Herzstillstand oder eine Schädigung der Herzmuskulatur erhöhen. Weiterhin kann THC den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen. Es gibt Hinweise darauf, dass insbesondere in der ersten Stunde nach dem Rauchen von Cannabis das Risiko für einen Herzinfarkt um den Faktor 5 erhöht ist ( 24 ).

Abhängigkeit und Missbrauchspotenzial

Obwohl Cannabis oft als weniger süchtig machend angesehen wird als andere Drogen, besteht dennoch ein Missbrauchspotenzial. Schätzungen zufolge entwickelt etwa einer von zehn Cannabiskonsumenten eine Abhängigkeit. Diese Zahl steigt auf etwa einen von sechs, wenn der Konsum in der Jugend beginnt ( 22 ).

Wie lange dauert der Cannabis-Entzug?

Wenn man aufhört, THC zu konsumieren, dauert es bis zu 24 Stunden bis Entzugssymptome auftreten. Dies hängt damit zusammen, dass THC im Fettgewebe des Körpers gespeichert wird.

Die körperlichen Symptome, dazu zählen z. B. verminderter Appetit, starkes Schwitzen, Durchfall und Erbrechen sowie Kopfschmerzen, sind meist nach wenigen Tagen bis zwei Wochen überstanden. Psychische Symptome wie Angstattacken oder Schlafstörungen können sich längerfristig manifestieren. Auch das Suchtverlangen kann bleiben ( 12 ).

Welches Cannabis ist frei verkäuflich, welches verschreibungspflichtig?

Frei verkäuflich sind einerseits Stecklinge und Samen zum Eigenanbau und andererseits verschiedene CBD-Produkte, die man in manchen Apotheken oder online kaufen kann (die aber nicht Cannabis enthalten, sondern nur isoliertes CBD). Diese CBD-Produkte sind keine zugelassenen Medikamente. Sie dürfen aktuell ohne Wirksamkeitsnachweise verkauft werden.

Medizinisches Cannabis ist hingegen verschreibungspflichtig und wird streng kontrolliert. Hierzu zählen Medikamente, die natürliche oder synthetisch hergestellte Cannabinoide enthalten und in der Apotheke auf ärztliches Rezept erworben werden können. Beispiele sind die oben angesprochenen Medikamente gegen MS und die Nebenwirkungen einer Chemotherapie.

Neben diesen Fertigarzneimitteln, die z. B. als Spray oder Kapseln vorliegen, kann medizinisches Cannabis auch in Form von Extrakten oder getrockneten Blüten verschrieben werden, die z. B. inhaliert werden.

Welche Darreichungsformen gibt es?

Cannabis ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich:

  1. Getrocknete Blüten zum Rauchen, Vaporisieren oder Tee kochen
  2. Öle und Tinkturen
  3. Kapseln und Tabletten
  4. Sprays
  5. Esswaren (Edibles)
  6. Cremes und Salben

Wie Sie Cannabisblüten anwenden

Getrocknete Cannabisblüten können inhaliert werden oder auch zur Herstellung von Cannabis-Tee verwendet werden. Die Inhalation erfolgt über Rauchen oder Vaporisieren (Verdampfen).

Damit eine Wirkung erzielt wird, müssen die inaktiven Säuren von THC und CBD durch Erhitzen in die pharmakologisch wirksame Form überführt werden. Dies erfolgt bei allen genannten Verfahren, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß bzw. nur bei korrekter Anwendung (z. B. korrektes Kochen des Tees).

Rauchen oder Vaporisieren

Das Rauchen von Cannabis kann die Lunge schädigen, insbesondere wenn die Blüten mit Tabak gemischt werden, wie es viele Leute beim Freizeitgebrauch tun. Außerdem kommt es bei zu heißen Temperaturen zu einem Verbrennen von Cannabinoiden, die dann wirkungslos werden ( 11 ).

Die medizinische Verwendung der Blüten erfolgt daher bevorzugt durch Vaporisieren. Dabei werden die Blüten (alternativ auch Cannabis-Öle) in einem Verdampfer erhitzt und der Dampf inhaliert. Beim Vaporisieren werden weniger Cannabisblüten benötigt als beim Rauchen und die Lunge wird geschont. Die Inhalation ermöglicht eine einfache Dosierung und schnelle Wirkung (11).

Wird ein entsprechender Antrag vorab gestellt, dann erstatten die gesetzlichen Krankenkassen einen Vaporisator als Medizinprodukt.

Tee

Die Blüten können außerdem zu einem Tee verarbeitet werden. Dazu werden etwa 1 Gramm der Blüten in 1 Liter Wasser für 15 Minuten am Kochen gehalten und anschließend abgeseiht. Die genaue Dosierung variiert natürlich von Patient zu Patient (11).

Der Tee sollte heiß getrunken werden, da sich dann die Wirkung am besten entfaltet. Man kann ihn auch in eine Thermoskanne füllen, um ihn über den Tag verteilt zu trinken. Die Wirkung tritt nach etwa 90 Minuten ein (11).

Cannabis-Öle und Tinkturen

Flüssige Cannabis-Extrakte in Form von Ölen oder Tinkturen werden von zahlreichen Herstellern angeboten. Sie werden meist oral eingenommen, entweder direkt unter die Zunge getropft oder in Lebensmittel gemischt.

Die Anwendung und Dosierung ist also einfach. Da die Aufnahme über die Mundschleimhaut und den Darm erfolgt, tritt die Wirkung etwas langsamer ein als bei der Inhalation.

Kapseln und Tabletten

Fertigarzneimittel in Form von Kapseln und Tabletten werden einfach oral eingenommen, wie andere Medikamente auch. Auch hier setzt die Wirkung verzögert ein, da die Aufnahme über den Darm erfolgt.

Sprays

Fertigarzneimittel sind auch in Form von Sprays verfügbar. Diese werden über die Mundschleimhaut relativ schnell aufgenommen. Die Dosierung ist etwas schwieriger als bei Kapseln und Tabletten, da man auf gleichmäßige Sprühstöße achten muss.

Esswaren (Edibles)

Sogenannte Edibles, also Lebensmittel wie Kekse, weiteres Gebäck oder Gummibärchen, die mit Cannabis angereichert sind, werden nicht nur für den Freizeitgebrauch eingesetzt, sondern auch von manchen Patienten genutzt. Edibles sind allerdings nicht zur Verschreibung zugelassen, sondern müssen von den Patienten selbst gebacken werden (11).

Das größte Problem ist die schwierige Dosierung und der verspätete Wirkungseintritt. Der Höhepunkt der Wirkung tritt erst nach etwa 3 Stunden ein und kann bis zu 12 Stunden anhalten. Dies erhöht das Risiko für eine Überdosierung (11).

Cremes und Salben

CBD- oder Hanföl-haltige Cremes und Salben sind frei verkäuflich, wenn der THC-Gehalt unter 0,2 % liegt. Zudem besteht die Möglichkeit, auf Rezept höher konzentrierte topische Präparate herstellen zu lassen. Ob dies tatsächlich gemacht wird, ist fraglich.

Die Legalisierung von Cannabis hat also auf Cremes und Salben keinen Einfluss. In diesem Bereich werden Produkte, die mehr als 0,2 % THC enthalten, nach wie vor als Arzneimittel betrachtet und sind nur auf Rezept erhältlich.

Der Vorteil ist eine lokale Wirkung z. B. gegen Schmerzen und Entzündungen, ohne dass die Wirkstoffe (in relevantem Umfang) in den Körper gelangen.

Welche Cannabis-haltigen Arzneimittel gibt es in Deutschland?

Verschiedene Fertigarzneimittel mit Cannabis können in Deutschland verschrieben werden ( 4 ):

Sativex

Sativex ist ein Mundspray, das zur Behandlung von Spastizität bei MS zugelassen ist. Sativex enthält den Arzneistoff Nabiximols. Dies ist eine Mischung aus den Extrakten der Blätter und Blüten der Hanfpflanze mit standardisierten Gehalten an CBD und THC.

Canemes

Das Medikament Canemes beinhaltet Kapseln mit dem Wirkstoff Nabilon. Nabilon ist ein synthetisches THC-Derivat und ist zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapiepatienten zugelassen.

Rezepturen mit Dronabinol

Auf Rezept können außerdem ölige Tropfen zum Einnehmen mit dem Wirkstoff Dronabinol hergestellt werden. Dronabinol ist eine andere Bezeichnung für THC. Indikationen sind chronische Schmerzsyndrome, Chemotherapie und MS sowie Appetitverlust und Gewichtsabnahme bei AIDS-Patienten und Tumorpatienten. In den USA gibt es auch das Fertigarzneimittel Marinol, das Dronabinol in Form von Kapseln enthält.

Cannabis am Steuer

Cannabiskonsum kann die Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigen. THC beeinflusst die motorischen Fähigkeiten, das Urteilsvermögen und die Reaktionszeit, was das Risiko für Verkehrsunfälle erhöht.

Eine Meta-Analyse im „British Medical Journal“ ergab, dass Fahrer, die unter dem Einfluss von Cannabis standen, doppelt so häufig in Verkehrsunfälle verwickelt waren wie Fahrer ohne den Einfluss des Rauschmittels ( 23 ).

Die Beeinträchtigung kann mehrere Stunden nach dem Konsum anhalten, je nach Dosis und individueller Toleranz. Dies stellt eine erhebliche Gefahr nicht nur für den Konsumenten, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer dar. Deshalb ist es wichtig, dass Konsumenten sich der Risiken bewusst sind und sich nicht unter dem Einfluss von Cannabis hinters Steuer begeben.

Grenzwerte für Cannabis im Verkehr

Seit Juni 2024 gelten in Deutschland neue Regeln zu Cannabis im Straßenverkehr. Bisher drohten bereits beim Nachweis von THC im Blut Konsequenzen. In Zukunft gilt ein Grenzwert von 3,5 Nanogramm (ng) pro Milliliter (ml). Kontrolliert werden soll über Speichelproben und im Verdachtsfall (z. B. bei Ausfallerscheinungen) zusätzlich über Blutproben ( 17 ).

Der Grenzwert von 3,5 ng soll vergleichbar sein wie 0,2 Promille Alkohol. Eine Erhöhung des Risikos beim Fahren tritt ab etwa 7 ng ein. Daher ist bei diesem Grenzwert noch deutlich Puffer eingerechnet (17).

Bei Überschreiten des Grenzwerts zahlt man ein Bußgeld von 500 € und erhält einen Monat Fahrverbot. Für Personen unter 21 Jahren gilt ein vollständiges Verbot von Cannabis am Steuer. Weiterhin ist der gemeinsame Konsum von Cannabis und Alkohol verboten. Hier kann es zu höheren Sanktionen kommen. Ausnahmen gibt es bei Personen, die THC aus medizinischen Gründen einnehmen (17).

Laut Angaben der Tagesschau liegt der THC-Wert nach dem Rauchen eines Joints bei etwa 10 bis 150 ng pro ml. Nach etwa 8 Stunden sinkt er bereits auf unter 1 ng pro ml ab. Würde man am Abend also einen Joint rauchen, so könnte man am nächsten Tag dennoch wieder Auto fahren.

Fazit – Einsatz von Cannabis ist vielversprechend

Insgesamt zeigt die medizinische Forschung, dass Cannabis eine wertvolle Ergänzung in der Behandlung einiger Erkrankungen sein kann. Konsumiert man es als Genussmittel in der Freizeit kann es jedoch deutliche Risiken und Nebenwirkungen bergen.

Quelle: Cannabis – Vorteile und Nachteile

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