Obst enthält Fructose, fördert aber nicht Krebs

Im Dezember 2024 erschien eine Studie, in der an Mäusen gezeigt wurde, dass Fructose das Krebswachstum fördern kann. In manchen Artikeln, die über die Studie berichten, zeigt das Titelbild Obst, was sehr irreführend ist. Denn in der Studie ging es nicht um Obst, auch wenn dieses Fructose (Fruchtzucker) enthält. Wir klären auf.

Fructose lässt bei Mäusen Krebs schneller wachsen

Fructose (Fruchtzucker) hat einen schlechten Ruf. Der Einfachzucker soll Übergewicht, Diabetes und eine Fettleber fördern, für die Darmflora ungünstig sein, dem Herzen und Gehirn schaden sowie Gicht und Nierensteine begünstigen.

Details dazu lesen Sie in unserem weiter unten verlinkten Artikel über Fructose.

Seit etlichen Jahren ist bekannt, dass Fruchtzucker auch das Krebswachstum fördern kann. Eine weitere Studie zu diesem Thema erschien nun am 4. Dezember 2024 im renommierten Fachjournal Nature.

An krebskranken Mäusen hatte man festgestellt, dass bei jenen Tieren, die Fruchtzucker im Futter erhielten, die Tumore teilweise mehr als doppelt so schnell wuchsen wie bei den Mäusen, die fructosefreies Futter bekamen (1). Die Tiere litten an Haut-, Brust- und Gebärmutterhalskrebs.

Irreführung in den Medien: Obst wird mit Fructose verwechselt

Auch BILD berichtet über die Studie – mit einem Titelbild, das verschiedene Früchte zeigt. Darunter ist zu lesen:

„Weintrauben im Müsli, eine Banane als Snack zwischendurch und zum Abendessen ein Multivitaminsaft: Was auf den ersten Blick gesund klingt, steckt voller Fruchtzucker. Und auch der ist nicht ohne gesundheitliche Negativ-Folgen – da wir mittlerweile zu viel davon zu uns nehmen.“ (2)

Das ist Irreführung. Denn Obst enthält zwar Fruchtzucker, doch ist es nicht Obst, das die in der Studie gezeigten negativen Wirkungen hatte. Die Mäuse erhielten weder Weintrauben noch Bananen, sondern fructosereichen Maissirup (HFCS, High Fructose Corn Syrup).

Auch nehmen wir nicht wegen eines plötzlich hohen Obstkonsums mittlerweile zu viel Fruchtzucker zu uns. Stattdessen lautet gleich der erste Satz der Studie:

„Der Fruchtzuckerkonsum hat in den letzten fünf Jahrzehnten beträchtlich zugenommen, was größtenteils auf die weit verbreitete Verwendung von Maissirup mit hohem Fructosegehalt als Süßungsmittel zurückzuführen ist“.

Fructosereicher Sirup ist in den USA im Einsatz, weniger in der EU

Der hohe Sirupkonsum ist insbesondere in den USA ein Problem (es ist eine US-amerikanische Studie), aber weniger in Deutschland bzw. der EU.

Fruchtzuckerreicher Maissirup ist in Ländern, wie den USA, wo Mais subventioniert wird, ein äußerst kostengünstiges Süßungsmittel für die Lebensmittelindustrie und wird daher in diesen Regionen auch in vielen Fertigprodukten und Getränken statt herkömmlichem Zucker eingesetzt:

In Ketchup, Obstkonserven, Erdnussbutter, Fertigdressings, Fruchtsaftgetränke, Relishes, Frühstücksflocken, Fertigsaucen, Cracker, Trinkjoghurt, Süßigkeiten, Keksen, Gebäck, Eiscreme und vielem mehr.

Irreführung auch bei Frankfurter Rundschau

Nicht nur BILD berichtet irreführend. Auch die Frankfurter Rundschau vermittelt ein falsches Bild und zeigt auf dem Titelfoto Früchte (6).

Genauso lenkt man in manchen englischsprachigen Artikeln mit Hilfe eines entsprechenden Titelbildes den Fokus auf Früchte (3) und lässt die LeserInnen glauben, Obst könne Krebs schneller wachsen lassen.

Korrekt hingegen das Titelbild bei einem Artikel vom Siteman Cancer Center. Dort sind Donuts, Muffins und andere süße Gebäckteilchen abgebildet (5).

Wir genau wirkt Fructose und wie wirkt Obst?

In unserem Artikel über Fruchtzucker erklären wir genau, wie der isolierte Fructosesirup wirkt und welche schädlichen Eigenschaften er hat. Auch zeigen wir, dass Obst dagegen ganz anders wirkt.

Wie kann Fruchtzucker Krebs fördern?

Im Grunde ging es in genannter Studie auch nicht in erster Linie um die krebsfördernde Wirkung des Fruchtzuckers an sich. Diese Eigenschaft war ja bereits bekannt. Man untersuchte hingegen den Mechanismus, über den der Fruchtzucker das Krebswachstum fördert.

Man hatte erst vermutet, dass Fruchtzucker Krebszellen direkt als Brennstoff dienen und so das Wachstum von manchen Tumoren beschleunigen könne. In der nun neuen Studie zeigte sich aber, dass dies nicht der Fall ist.

Denn gab man die Krebszellen gemeinsam mit Fructose in eine Petrischale, wuchs der Krebs kaum. Die Lösung des Rätsels war in der Leber zu finden. Das Organ wandelt den Fruchtzucker in bestimmte Lipide um. Erst diese spezellen Lipide können vom Krebs als Bausteine für neue Zellen genutzt werden (4).

Fazit: Nicht Obst ist das Problem, sondern Fructosesirup

An keiner Stelle in der Studie ging es also um eine mögliche krebsfördernde Wirkung von Obst, sondern um die von industriellem fructosereichem Maissirup.

Manche Medien aber – ob aus Versehen, Unwissenheit oder Absicht – vermitteln VerbraucherInnen kurzerhand den Eindruck, Obst sei plötzlich gesundheitsschädlich. Dies ist NICHT der Fall!

In unserem Artikel Trotz Zucker – Früchte passen in eine gesunde Ernährung lesen Sie mehr darüber.

Quelle: Obst enthält Fructose, fördert aber nicht Krebs